Im vergangenen Winter wurde auf den Gehsteigen Salz gestreut, dass es nur so eine Freude war. Jetzt wird eindringlich an das Streuverbot bei Bäumen und Grünflächen erinnert. Es drohen Strafen bis zu 700 Euro.CENTER>***

Wien - Umweltstadträtin Ulli Sima hat ein Problem: Das Kommunikationstalent ihrer Vorgängerin Isabella Kossina. Jene hatte zum Auftakt der Wintersaison 2003/04 frisch und fröhlich das Ende des Wiener Salzstreuverbotes ausgerufen. Was zwar so nicht stimmte, aber in der Folge Wien in ein winterliches Heringfassl verwandelte, denn die Hausbesorger salzten ihre Gehsteige derart ein, dass die Hallstätter Salzkultur dagegen eher der Fachgruppe Wiener Konditoren glich.

Im Umkreis von zehn Metern verboten

Daher muss Sima jetzt immer wieder und dann noch einmal wiederholen: "Es ist nicht so, dass das Salzstreuverbot in Wien generell aufgehoben wurde." Nach wie vor sei das Salzstreuen bei Bäumen und Grünflächen im Umkreis von zehn Metern streng verboten.

Daher gibt es klassische salzlose Straßen in Wien. Gloriettegasse? Vergiss das Salz. Himmelhofgasse? Sicher salzlos, wie auch Höhenstraße, Sofienalpenstraße, Veitlissengasse. Aber Altmannsdorfer Straße? Brünner Straße, Triester Straße, Wiental? Es darf gesalzen werden. Aber das gilt vor allem für den Räumdienst auf der Fahrbahn.

Und dort kann die MA 48 das Streugut neuerdings so wohldosiert wie noch nie aufbringen. Dank neuer Gerätschaften. Und wenn MA 48-Chef Josef Thon von denen spricht gehen ihm förmlich das Herz und die Ladeklappe auf: "Mit den neuen Fahrzeugen können wir derart exakt streuen - der könnt Ihren Namen hinschreiben."

Auf 10 - 15 Gramm pro Quadratmeter sei man inzwischen herunten - womit in der verwichenen Saison trotz doppelter Schneemenge gleich viel Salz wie im Jahr davor gestreut wurde. Was die Effizienz weiter erhöht: Das Salz wird neuerdings feucht aufgebracht. Damit bleibt es auf dem Belag picken und der Niederschlag friert gar nicht erst an. Diese "Feuchtsalztechnologie" spart bis zu 20 Prozent der Salzmenge ein.

Weniger Splitt

Mit dieser Strategie ist es im vergangenen Jahr auch gelungen, die Splittmenge auf den Straßen zu reduzieren, was wiederum auch die Staubbelastung deutlich verringerte.

Für die ordentliche Räumung der Gehsteige aber sind die Liegenschaftseigentümer zuständig und für die kündigte Sima strenge Kontrollen an: Wird nicht geräumt, unerlaubt Salz gestreut oder wird bei wärmeren Temperaturen der Splitt nicht eingekehrt, drohen Strafen bis zu 700 Euro.

Und dann hat Herr Thon noch eine Bitte: Dass vor allem auch die Wege für die Müllgefäße freigeräumt werden. Denn kommt die Müllabfuhr mit den Koloniakübeln nicht durch, hängt hinten auch die Schneeräumung. Daher sein Appell an die Liegenschaftseigentümer: "Viele Hände - rasches Ende."

Ansonsten warte die Mannschaft inzwischen schon nachgerade sehnsüchtig auf den ersten richtigen Einsatz: "Das macht einfach Spaß, wenn die Funken fliegen und der Schnee spritzt. Und jetzt haben wir derart gutes Gerät, da möcht' man einfach fahren. Das ist wie wenn man sich einen CD-Player kauft und kann keine CD einlegen."

Vorerst wird das Wetter beobachtet: "Wir haben ja zwei eigene Messstationen, da sehen wir jede Wolke auf Wien zu kommen." Okay, einmal sei etwas passiert: "Da ist die Wolke genau zwischen den zwei Stationen angeflogen, die hat uns ein bisserl überrascht." (Roman David-Freihsl, DER STANDARD Printausgabe 11.11.2004)