Belgrad/Den Haag - Der ehemalige jugoslawische Staatschef Slobodan Milosevic hat das UNO-Tribunal in Den Haag aufgefordert, verpflichtende Vorladungen an mehrere hohe ehemalige und amtierende Politiker zu richten. Milosevic erklärte heute, Donnerstag, dass er noch vor Jahresende den früheren US-Präsidenten Bill Clinton, dessen Ex-Außenministerin Madeleine Albright, den Ex-NATO-Befehlshaber in Europa, Wesley Clark, den britischen Premier Tony Blair sowie den deutschen Kanzler Gerhard Schröder und den deutschen Ex-Verteidigungsminister Rudolf Scharping im Zeugenstand befragen möchte.

"Ihr Erscheinen vor dem Tribunal ist bedeutend", betonte Milosevic, der sich in einem Marathonprozess seit Februar 2002 vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag wegen den Kriegen in Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Kosovo zu verantworten hat. Auch hätte er bereits im Februar dem Tribunal ein Verzeichnis von 17 Zeugen zugestellt, an die verpflichtende Vorladungen zu richten wären. Der Tribunalsenat wies den Angeklagten am Donnerstag allerdings auf die Prozedur hin, die zu erfüllen sei, bevor eine solche Einladung ausgestellt werden könne.

Von den ehemaligen und derzeitigen Politikern und hohen Amtsträgern, die Milosevic unbedingt als Zeugen der Verteidigung vorladen will, hatte Clark im Dezember des Vorjahres bereits ausgesagt. Allerdings musste Milosevic per Beschluss des Tribunalsenates seine Fragen damals auf bestimmte Themen beschränken.

Milosevic, der um eine siebentägige Prozesspause ab kommendem Dienstag bemüht ist, will auch den deutschen Journalisten Franz Josef Kutsch erneut vorladen. Kutsch hatte bereits auf Einladung der Pflichtverteidiger Steven Kay und Gillian Higgins im September ausgesagt. Milosevic war aber mit den von den Pflichtverteidigern gestellten Fragen unzufrieden. (APA)