Warendorf - Der Doping-Skandal beim olympischen Reitturnier hat die deutsche Springreiter-Equipe wie befürchtet um die in Athen gewonnene Goldmedaille gebracht. Bei Ludger Beerbaums Pferd Goldfever bestätigte die B-Probe den positiven Befund der in Athen entnommenen A-Probe. Damit ist Beerbaum automatisch disqualifiziert, das verbliebene deutsche Trio wurde auf Platz drei zurückgestuft und erhält nun Bronze. Wie die deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) am Donnerstag weiter mitteilte, war auch bei Ringwood Cockatoo von Military-Reiterin Bettina Hoy die B-Probe positiv.

Nach FN-Angaben ist Beerbaum am Mittwoch aufgefordert worden, in den nächsten 15 Tagen zu dem Sachverhalt Stellung zu nehmen. "Ich werde den Teufel tun, und mich jetzt öffentlich dazu äußern. Ich habe 14 Tage Zeit dafür", sagte Beerbaum am Donnerstagabend. Die Anhörung ist in seinem Fall eigentlich nur noch Formsache, denn der viermalige Olympiasieger ist den Regeln entsprechend bereits disqualifiziert. Positive A- und B-Probe würden automatisch die nachträgliche Disqualifikation ergeben, bestätigte eine Sprecherin der Internationalen Reiterlichen Vereinigung. Nur über zusätzliche Sanktionen wie Sperren oder Geldstrafen können die FEI-Gremien entscheiden, die eingeschaltet werden, sobald das Ergebnis auch offiziell ist.

Das deutsche Team mit Christian Ahlmann, Otto Becker und Marco Kutscher wird nun auf den Bronze-Rang der Equipe-Entscheidung zurückgestuft. Den Regeln entsprechend geht nach der Disqualifikation von Beerbaum das Ergebnis der drei verbliebenen Reiter in die Wertung ein. Bronze hatte Kutscher tags zuvor ebenfalls in Folge des Dopingskandals für die Einzelwertung zuerkannt bekommen. Da wie bei Beerbaum auch die B-Probe von Cian O'Connors Pferd Waterford Crystal positiv befunden wurde, verliert der irische Springreiter seine Goldmedaille ebenfalls und wird sie an Rodrigo Pessoa (Brasilen) weitergeben müssen. Chris Kappler (USA) rückt auf den zweiten Platz vor, Kutscher auf den dritten.

Bei Beerbaums Pferd Goldfever war in der A-Probe der verbotene, in einer Salbe enthaltene Wirkstoff Betamethason entdeckt worden. Er selbst habe von dem verbotenen Wirkstoff nichts gewusst, und auch nicht davon, dass dieser in die Blutbahn eindringen konnte, hatte der 41 Jahre alte Reiter mehrfach betont. Goldfever sei wegen eines "Ekzems im Fesselbogen" im Verlauf der Saison etwa 20 Mal mit der Salbe behandelt worden.

Der Fall Beerbaum hat in der Reiterei mittlerweile eine Diskussion um die so genannte Null-Lösung entfacht. Pferde dürfen bei einem Wettkampf keinerlei Spuren von Medikamenten oder anderen Substanzen im Körper haben. Anders als beim Humansport gibt es daher keine Grenzwerte und zudem nur ganz wenige Ausnahmen von erlaubten Mitteln, etwa Wurmkuren oder Fliegensprays.

Auch die drei anderen deutsche Reiter betreffenden B-Proben bestätigten die Ergebnisse der ersten Untersuchung, darunter auch die der bereits wegen eines Regelverstoßes in Athen bestraften Vielseitigkeitsreiterin Bettina Hoy und ihres ebenfalls einer "verbotenen Medikamentierung" verdächtigten Pferdes Ringwood Cockatoo. Hoy hatte durch eine Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofs (CAS) noch in Athen die Olympiasiege in der Einzel- und Mannschaftswertung verloren. Ebenfalls erneut positiv waren zudem die Proben bei dem Pferd Picasso des Kölner Voltigierers Kai Vorberg und bei der Stute Mary von Vierspännerfahrer Michael Freund. (APA/dpa)