Brüssel - Das zeitliche Zusammentreffen war zufällig: Die niederländische EU-Ratspräsidentschaft hatte ihre Integrationskonferenz lange für diesen Donnerstag im niederländischen Groningen geplant. Nun fiel sie mit dem Schock zusammen, unter dem die Niederlande nach dem Mord an Theo van Gogh stehen.

EU-Vorkehrungen gegen Radikalisierung junger Muslime

Für die niederländische Integrationsministerin Rita Verdonk zeigen aber gerade der Mord und die Turbulenzen danach die Notwendigkeit des erstmals unternommenen Versuchs, auf EU-Ebene voneinander über Integration zu lernen: "Wir hatten ohnehin geplant, auf dieser Konferenz zu diskutieren, wie wir die Radikalisierung junger Muslime verhindern können." In vielen Mitgliedsstaaten fühlten sich junge Immigranten von der Gesellschaft zurückgewiesen. Dagegen gelte es anzukämpfen, meinte Verdonk und listete zwei Prinzipien auf: "Integration bedeutet, dass Immigranten teilhaben wollen. Integration bedeutet aber auch, dass sie teilhaben können."

Integration nicht nur nationale Angelegenheit

An sich ist Integration nationale Angelegenheit. Die EU-Konferenz hat den Sinn, Erfahrungen aus den Staaten zusammenzutragen. Daher wurde auch ein "Handbuch Integration" zusammengestellt, das Integrationsansätze sammelt: So wird etwa das dänische Projekt herausgehoben, dreijährige Gratisintegrationskurse abzuhalten. Dort lernen Zuwanderer die Sprache - und auch Kultur, Arbeitsmarkt und Bürokratie kennen. (Eva Linsinger aus Brüssel, DER STANDAR Printausgabe 12.11.2004)