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Der Vater fehlte im Heimkino der Amateurfilmer. Einer musste schließlich drehen und Regieanweisungen geben: Die Weihnachtsgeschenke durften die Kinder erst auspacken, wenn die Kamera lief.

Farbfilm war teuer, aber wer es sich leisten konnte, hielt wichtige Momente fest. Robert Gokl lenkt heute, Freitag, 21.20 Uhr, in "Österreich in Farbe" den Blick abseits der großen Ereignisse nach dem Staatsvertrag 1955 auf die kleine private Welt der Hobbyfilmer. Weihnachten mit Großmutter, Erich-Onkel und Poldi-Tant: Holzski im Wohnzimmer, Krippenfiguren am Schwarz-Weiß-Fernseher oder Fleischlaberl am Griller, die Hollywoodschaukel im Garten.

Auf der Themenliste der Amateurfilmer standen private wie öffentliche Angelegenheiten: Glockenweihe in Ternitz, Blasmusikanten, wie sie aufmarschierten, um die neue Straße (zweispurig!) zu eröffnen, Toni Sailer beim Skifahren. Alles in allem ein sympathisches Sammelsurium österreichischer Bravheit.

Nur: Einer der Hobbyfilmer war Kurt Waldheim, wir sehen Lichterbaum und Familienglück. Seine Vergangenheit wird dabei von Gokl großzügig übersehen: Auch das ist eine Möglichkeit Biografien umzuschreiben.

Ärgerlich bleiben an "Österreich in Farbe" auch die Kommentare. Schlussworte wie "Das Leben wird bleiben wie es ist, ein stetiger Fluss" sind pathetisch genug, um zu fürchten, was im "Gedankenjahr 2005" noch auf uns zukommt. Und zwar ganz abgesehen von McDonald's am Heldenplatz und Bomben über Wien. (prie/DER STANDARD, Printausgabe, 12.11.2004)