Bern - Wenig Vertrauen in die Betriebssicherheit auf den Schweizer Flughäfen erwecken jüngste Untersuchungen des Bundesamts für Flugunfalluntersuchungen (BFU): Es hat vier Beinahe-Zusammenstöße von Linienflugzeugen auf Schweizer Boden zwischen November 2002 und März 2003 geklärt. Zwei von ihnen waren am selben Tag auf dem Flughafen Zürich passiert.

Zwei Swiss-Flugzeuge waren am 23. November 2002 knapp einer Kollision mit je einem anderen Flugzeug entgangen. Der erste Vorfall entstand, weil der zuständige Platzverkehrsleiter die Kontrolle über die Verkehrsabwicklung verloren hatte. Der Pilot der Swiss-Maschine konnte den Zusammenstoß verhindern, indem er kurz nach dem Aufsetzen eine Vollbremsung einleitete.

Unkonzentriertes Verhalten der Besatzung

Beim zweiten Vorfall am selben Tag wollte ein Pilot eine Saab 2000 der Swiss mit 29 Personen an Bord auf der Piste 28 starten. Dabei merkte er, dass sich von rechts eine Boeing 737 der Air France näherte. Die Swiss-Maschine überflog darauf die Boeing knapp. Der Unfall ist auf unkonzentriertes Rollverhalten durch die Besatzung der Boeing zurückzuführen.

Startintervall zu kurz gewählt

Ein dritter Vorfall ereignete sich am 6. Dezember 2002 ein paar Kilometer südwestlich des Flughafens Zürich. Beteiligt waren ein Flugzeug der Swiss und eines der Alitalia. Beide waren zuvor in Zürich gestartet. Die beiden Flugzeuge kamen sich gefährlich nahe. Laut BFU ist der Vorfall darauf zurückzuführen, dass das Startintervall der beiden Flugzeuge zu kurz gewählt war.

Instruktionen des Towers nicht Folge geleistet

In Genf schließlich stießen am 15. März 2003 beinahe eine Alitalia-Maschine und ein Privatflugzeug zusammen. Das Linienflugzeug war gerade beim Abheben, das von Toulouse kommenden Privatflugzeug setzte zur Landung an, als sie einander gefährlich nahe kamen, weil der Pilot des Privatflugzeugs den Instruktionen des Towers nicht Folge geleistet hatte.

Startabbruch Derzeit arbeitet das BFU an der Klärung eines weiteren Vorfalls auf dem Flughafen Zürich-Kloten: Am 31. Oktober musste eine Passagiermaschine der Swiss auf einer der Nordpisten bei Tempo 180 den Start abbrechen, um eine Kollision mit einem auf einer nahen Piste wegen eines Technikproblems durchstartenden Airbus aus Dubai zu verhindern. (sda, kps, DER STANDARD Printausgabe 12.11.2004)