APA: Welches Resümee ziehen Sie nach Ihrem rund siebenmonatigen
Engagement in Los Angeles?
Herzog: "Einen schöneren Abschluss hätte ich mir nicht vorstellen
können, auch wenn ich zuletzt wegen des Trainerwechsels nur noch
sporadisch zum Einsatz gekommen bin. Ich bin mit allen dort gut
ausgekommen, habe viele neue Freunde gewonnen. Die Leute haben mich
respektiert, auch weil sie gesehen haben, dass ich nicht zum Abzocken
gekommen bin. Der Präsident will mit mir in Kontakt bleiben. Ich soll
dem Verein helfen, seine Entwicklung mitverfolgen, ihn etwa auf gute
junge Spieler aufmerksam machen, und könnte vielleicht in einigen
Jahren sogar Galaxy-Coach werden."
APA: Könnte Ihre Trainer-Karriere also in Kalifornien beginnen?
Herzog: "Nein, ich will zuerst einmal in Österreich Trainer sein.
Ich habe meine Vorstellungen, und die sind auf den österreichischen
Fußball ausgerichtet. Mit Jürgen Klinsmann bin ich von LA
heimgeflogen, so wie er das als DFB-Teamchef durchzieht, finde ich es
toll. Ich könnte mir vorstellen, einen Verein nach diesem Modell etwa
mit Toni Polster zu führen, vielleicht in ferner Zukunft auch das
Nationalteam."
APA: Wie sieht Ihre Trainer-Philosophie aus?
Herzog: "Eine festgefahrene Philosophie habe ich nicht, das hängt
davon ab, bei welchem Verein und mit welchem Spielermaterial ich
arbeite. Aber ich hatte einige Trainer, von denen ich mir viel
abschauen konnte. Ich will zwar nichts erzwingen, doch wenn sich
etwas ergibt, werde ich die Verantwortung sicher nicht scheuen. Auch
im Nachwuchsbereich zu arbeiten würde ich interessant finden."
APA: Wie schätzen Sie Österreichs Chancen in der WM-Qualifikation
ein?
Herzog: "Sie sind zwar gering, aber noch intakt. Jetzt müssen wir
einfach hopp oder tropp spielen. Vielleicht ist das von der mentalen
Belastung her einfacher, vielleicht kommen wir dann weg von einer
Mentalität wie 'Hoffentlich verlieren wir auswärts nicht oder nur
knapp'".
APA: Befindet sich der österreichische Fußball im Hinblick auf die
Heim-EM 2008 auf dem richtigen Weg?
Herzog: "Seit dem EM-Zuschlag sind zwei Jahre verschwendet worden.
Wir reden und reden, aber nichts ändert sich. Bei den Klubs muss
endlich Vernunft einkehren. Uns helfen keine drittklassigen
Ausländer. Wenn das die Vereine nicht einsehen, wird das Team nichts
gewinnen, und wenn das Team nichts gewinnt, wirkt sich das punkto
öffentliches Interesse und Sponsoren auch wieder negativ auf die
Vereine aus."
APA: Wie kann man dieser Entwicklung gegensteuern?
Herzog: So lange die Klubs nicht zur Einsicht kommen und sich bei
den Legionären freiwillig beschränken, wird sich nichts verbessern.
In Österreich sind drei, vier gute Ausländer ausreichend, so wie zum
Beispiel Hofmann bei Rapid oder Rushfeldt bei der Austria. Von
solchen Spielern können die Jungen viel lernen. Wir könnten uns
einiges bei den Skandinaviern oder den Tschechen abschauen. Die Klubs
dort spielen praktisch ohne Legionäre und exportieren viele Talente
ins Ausland."
APA: Wenn sie auf Ihre lange Karriere zurückblicken, was ist Ihnen
dabei besonders in Erinnerung geblieben?
Herzog: "Natürlich die Qualifikationen für die Weltmeisterschaften
1990 und 1998, das späte Tor in Israel oder der Meistertitel und die
zwei Cup-Siege mit Bremen. Selbst auf den Transfer zu den Bayern bin
ich stolz, auch wenn es dort für mich nicht gut gelaufen ist."
APA: Welche negativen Erfahrungen gab es noch?
Herzog: "Die Niederlage gegen die Färöer, ein bisschen auch die WM
98. Da war ich immer verletzt und nicht in Form. Bei dieser WM hätten
wir viel erreichen können, denn wir hatten damals eine gute
Mannschaft, die reifer war als jene von 1990."