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Andreas Herzog hängt seine Fußballschuhe an den Nagel und wechselt nach Urlaub und Ausbildung ins Trainerlager.

Foto: APA/ Artinger
Wien - Sechs Tage nach seinem Karriereende als aktiver Fußballer ist ÖFB-Rekordteamspieler Andi Herzog wieder nach Österreich zurückgekehrt. Bevor der 36-Jährige am Donnerstagabend in Wien-Schwechat landete, hatte er sich noch von Spielern und Funktionären des US-Klubs LA Galaxy verabschiedet, für den er in den vergangenen Monaten seine letzten Auftritte absolviert hatte. Der Wiener spannt nun rund einen Monat beim Skifahren in St. Johann/Pongau aus, danach will er so schnell wie möglich den Trainerschein machen. Die Ausbildung zum Jugend-Coach hat Herzog bereits absolviert.

APA: Welches Resümee ziehen Sie nach Ihrem rund siebenmonatigen Engagement in Los Angeles?
Herzog: "Einen schöneren Abschluss hätte ich mir nicht vorstellen können, auch wenn ich zuletzt wegen des Trainerwechsels nur noch sporadisch zum Einsatz gekommen bin. Ich bin mit allen dort gut ausgekommen, habe viele neue Freunde gewonnen. Die Leute haben mich respektiert, auch weil sie gesehen haben, dass ich nicht zum Abzocken gekommen bin. Der Präsident will mit mir in Kontakt bleiben. Ich soll dem Verein helfen, seine Entwicklung mitverfolgen, ihn etwa auf gute junge Spieler aufmerksam machen, und könnte vielleicht in einigen Jahren sogar Galaxy-Coach werden."

APA: Könnte Ihre Trainer-Karriere also in Kalifornien beginnen?
Herzog: "Nein, ich will zuerst einmal in Österreich Trainer sein. Ich habe meine Vorstellungen, und die sind auf den österreichischen Fußball ausgerichtet. Mit Jürgen Klinsmann bin ich von LA heimgeflogen, so wie er das als DFB-Teamchef durchzieht, finde ich es toll. Ich könnte mir vorstellen, einen Verein nach diesem Modell etwa mit Toni Polster zu führen, vielleicht in ferner Zukunft auch das Nationalteam."

APA: Wie sieht Ihre Trainer-Philosophie aus?
Herzog: "Eine festgefahrene Philosophie habe ich nicht, das hängt davon ab, bei welchem Verein und mit welchem Spielermaterial ich arbeite. Aber ich hatte einige Trainer, von denen ich mir viel abschauen konnte. Ich will zwar nichts erzwingen, doch wenn sich etwas ergibt, werde ich die Verantwortung sicher nicht scheuen. Auch im Nachwuchsbereich zu arbeiten würde ich interessant finden."

APA: Wie schätzen Sie Österreichs Chancen in der WM-Qualifikation ein?
Herzog: "Sie sind zwar gering, aber noch intakt. Jetzt müssen wir einfach hopp oder tropp spielen. Vielleicht ist das von der mentalen Belastung her einfacher, vielleicht kommen wir dann weg von einer Mentalität wie 'Hoffentlich verlieren wir auswärts nicht oder nur knapp'".

APA: Befindet sich der österreichische Fußball im Hinblick auf die Heim-EM 2008 auf dem richtigen Weg?
Herzog: "Seit dem EM-Zuschlag sind zwei Jahre verschwendet worden. Wir reden und reden, aber nichts ändert sich. Bei den Klubs muss endlich Vernunft einkehren. Uns helfen keine drittklassigen Ausländer. Wenn das die Vereine nicht einsehen, wird das Team nichts gewinnen, und wenn das Team nichts gewinnt, wirkt sich das punkto öffentliches Interesse und Sponsoren auch wieder negativ auf die Vereine aus."

APA: Wie kann man dieser Entwicklung gegensteuern?
Herzog: So lange die Klubs nicht zur Einsicht kommen und sich bei den Legionären freiwillig beschränken, wird sich nichts verbessern. In Österreich sind drei, vier gute Ausländer ausreichend, so wie zum Beispiel Hofmann bei Rapid oder Rushfeldt bei der Austria. Von solchen Spielern können die Jungen viel lernen. Wir könnten uns einiges bei den Skandinaviern oder den Tschechen abschauen. Die Klubs dort spielen praktisch ohne Legionäre und exportieren viele Talente ins Ausland."

APA: Wenn sie auf Ihre lange Karriere zurückblicken, was ist Ihnen dabei besonders in Erinnerung geblieben?
Herzog: "Natürlich die Qualifikationen für die Weltmeisterschaften 1990 und 1998, das späte Tor in Israel oder der Meistertitel und die zwei Cup-Siege mit Bremen. Selbst auf den Transfer zu den Bayern bin ich stolz, auch wenn es dort für mich nicht gut gelaufen ist."

APA: Welche negativen Erfahrungen gab es noch?
Herzog: "Die Niederlage gegen die Färöer, ein bisschen auch die WM 98. Da war ich immer verletzt und nicht in Form. Bei dieser WM hätten wir viel erreichen können, denn wir hatten damals eine gute Mannschaft, die reifer war als jene von 1990."

APA: Blieb bei Ihrem Abschied von Werder und Rapid ein schaler Beigeschmack? Herzog: "Es war so, wie es täglich im Profi-Fußball passiert: So lange du gut bist, bist du unersetzlich. Aber sobald man merkt, dass du ersetzbar bist, wirst du knallhart abserviert. Doch als Fußballer verdient man gut, vielleicht ist das so eine Art Schmerzensgeld." (APA)