Konkurrenz um Quote
Mit seinem TG5 war es dem 49-jährigen Mentana in zäher journalistischer Aufbauarbeit gelungen, die Einschaltziffern des stärksten staatlichen Nachrichtenprogramms TG1 zu erreichen, mit dem er in ständigem Konkurrenzkampf stand. Mentanas Erfolg lag in seiner journalistischen Unabhängigkeit, die er sich trotz der Besitzverhältnisse in seinem Sender bewahren konnte. "Politische Unabhängigkeit ist unsere Visitenkarte", pflegte der gelockte Mentana zu sagen, der selbst oft die Nachrichten moderierte.
Der aus Mailand stammende Mentana wird als Manager im Mediaset-Konzern bleiben. "Ich werde weiterhin dafür sorgen, dass die Politik das Nachrichtenprogramm nicht beeinflusst", betonte der Starjournalist. In einem Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica" (Freitag-Ausgabe) sagte Mentana, dass er 13 Jahre lang ein freies Nachrichtenprogramm geleitet habe. Auf diese Weise habe er sich mehrere prominente Persönlichkeiten zum Feind gemacht. "Seit drei Jahren wollten sie meinen Kopf", betonte Mentana.
Carlo Rossella folgt nach
An seiner Stelle rückt der Chefredakteur des Berlusconi eigenen Nachrichtenmagazins "Panorama", Carlo Rossella zur neuen Nummer Ein des in Rom gesendeten TG 5 auf. Rossella, Ex-Chefredakteur der Turiner Tageszeitung ?La Stampa?, hatte in den vergangenen Jahren auch die Führung des RAI-Nachrichtenprogramms TG1 übernommen.
Mentanas Abgang löste erzürnte Reaktionen in der italienischen Opposition aus. Sie beschuldigte Berlusconi, eine unabhängige Stimme zum Schweigen zu bringen und die TV-Information ganz monopolisieren zu wollen. Berlusconi kontrolliert drei private Sender der Mediaset-Gruppe. Hinzu schleuste der Ministerpräsident zahlreiche Vertrauensmänner in Spitzenpositionen des Staatsfernsehens RAI. Unter diesen Bedingungen seien die Unabhängigkeit und der Pluralismus der audiovisuellen Information in Italien stark gefährdet, bemängelte die Opposition.
"Beispiellose" Medienkonzentration