Wien - Die Wiener Wirtschaft sieht die EU-Osterweiterung nach den ersten sechs Monaten mehrheitlich positiv: Dies zeigt eine neue Umfrage, die das Institut Karmasin im Auftrag der Wiener Wirtschaftskammer (WKW) Ende Oktober bei 400 Betrieben aller Sparten durchgeführt hat. "Die Ängste waren überwiegend unbegründet", freute sich Präsident der WKW, Walter Nettig, am Freitag im Gespräch mit der APA. Er sprach von einer "Erfolgsstory für die Wiener Wirtschaft".

Eindeutig fällt das Gesamturteil der Betriebe aus: 69 Prozent gaben an, für die Erweiterung zu sein, 22 Prozent verhielten sich neutral und lediglich acht Prozent sprachen sich gegen die vollzogene Osterweiterung aus. "Ich denke, dass ich heute mit ruhigem Gewissen sagen kann, dass wir unser Ziel erreicht haben", war Nettig zufrieden.

53 Prozent verspürten keine Effekte

Lediglich neun Prozent der Betriebe beklagten negative Auswirkungen, 40 Prozent hingegen (sogar 48 Prozent der Industrie), positive durch die Osterweiterung. 53 Prozent verspürten derzeit noch überhaupt keine Effekte durch die neuen Beitrittsländer. Die Gegner nannten vor allem die zusätzliche Konkurrenz und die niedrigen Löhne im Osten als Grund für ihre Ablehnung.

Unter den positiven Aspekten rangierte der erleichterte Import und Export an erster Stelle, den 75 Prozent der Befragten benannten, gefolgt von neuen Geschäftskontakten und Absatzmärkten - die von 51 bzw. 49 Prozent genannt wurden. Ernüchterung gab es hingegen in der Frage der Fördergelder, da diese sich in den Beitrittsländern als lange nicht so lukrativ erwiesen hätten wie vermutet, berichtete Gabriele Führer, bei der WKW zuständig für die EU-Erweiterung.

Einkaufspreise gleich geblieben

Die überwiegende Mehrheit von 78 Prozent gab weiters an, dass die Einkaufspreise gleich geblieben seien, und 77 Prozent sahen dies auch für die Verkaufspreise so. Dementsprechend verringert hat sich im Vergleich zu früheren Umfragen denn auch die Angst vor Betriebsverlagerungen. Gaben im Sommer 2003 noch 68 Prozent an, dass die Erweiterung wohl zu starkem Abwandern von Betrieben führen werde, sahen heuer lediglich 40 Prozent dies Gefahr.

Nettig zeigte sich selbst überrascht, dass trotz der positiven Auswirkungen vor der Osterweiterung das Beitrittsdatum 1. Mai "einen zusätzlichen positiven Schub innerhalb eines sehr kurzen Zeitraumes gebracht hat". Es habe sich im vergangenen halben Jahr gezeigt, dass viele Betriebe erst sehr spät auf die bevorstehende Erweiterung reagiert hätten. "Wir verzeichnen bis zu 30 Prozent mehr Anrufe seit dem 1. Mai", bestätigte Führer.(APA)