Genf/Wien - Mehr als 22 Millionen Kinder in der Welt unter fünf Jahren sind zu dick. Über 17 Millionen davon leben in den Industriestaaten. Und jedes von ihnen habe ein erhöhtes Risiko für Zuckerkrankheit, schreibt die Weltgesundheitsorganisation WHO am Freitag anlässlich des Welt-Diabetes-Tags an diesem Sonntag (14. November). In Österreich sind mehr als 300.000 Menschen zuckerkrank. Weltweit sind es derzeit rund 190 Millionen Patienten.

Anlässlich des Tages haben österreichische Experten vor allem auf die Bedeutung des Typ-2-Diabetes hingewiesen. "Zwölf bis 15 Prozent der Österreicher über 50 Jahre sind zuckerkrank. Nur die Hälfte weiß davon. Diabetiker verursachen 50 Prozent der Herzkatheter-Untersuchungen", sagte der Grazer Spezialist Univ.-Prof. Dr. Thomas Wascher.

Heuriges Motto

"Übergewicht bekämpfen, Diabetes vorbeugen" ist das Motto des Tages, weil die Folgen von Übergewicht Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislaufprobleme, Schlaganfall, Bluthochdruck und sogar Krebs sein können. "Kinder-Dickleibigkeit zu bekämpfen ist derzeit ein hochwirksamer Weg, um in Zukunft Diabetes zu vermeiden", erklärte eine WHO-Expertin.

Volkskrankheit

Der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger wies in einer Aussendung auf das wachsende Problem der Volkskrankheit Diabetes in Österreich hin. Josef Probst, für die Krankenversicherung zuständiger Geschäftsführer: "Diabetes ist eine Volkskrankheit, die sich in unserer Wohlstandsgesellschaft dynamisch entwickelt und die daher gesundheitspolitisch besonderes Augenmerk erfordert. Insbesondere die demografische Entwicklung lässt eine weitere Zunahme von Diabeteserkrankungen befürchten".

Schon fast jeder zwanzigste ÖsterreicherIn leidet unter Diabetes. "Von den rund 3,7 Millionen Spitalstagen, die aufgrund chronischer Krankheiten verzeichnet werden, rangiert Diabetes mellitus mit über 600.000 Spitalstagen bereits an dritter Stelle", so Probst. Bis zum Jahr 2025 könnte die Zahl der Zuckerkranken in Österreich um rund 45 Prozent zunehmen.

Fakten

"Angesichts der alarmierenden Fakten, dass Diabetes die häufigste Ursache für Erblindung bei Erwachsenen ist, dass das Risiko von kardiovaskulären Erkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall, Anm.) bei Diabetikern zwei bis dreifach erhöht ist, dass Amputationen bei Diabetikern 20 mal häufiger vorkommen und Schwangerschaftskomplikationen bei Diabetikerinnen zwei Mal häufiger sind, hat der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger gemeinsam mit Partnern ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Bekämpfung von Diabetes geschnürt", erklärte der Generaldirektor des Hauptverbandes.

Prävention

Eine wichtige Maßnahme sei die Prävention im Rahmen der neuen Vorsorgeuntersuchung, wo dem wachsenden Problem Diabetes große Bedeutung beigemessen wird. Probst: "Kern des neuen Vorsorgeprogramms, das nächstes Jahr umgesetzt wird, sind definierte Vorsorgeziele, unter anderem auch Diabetes mellitus sowie Adipositas und Übergewicht."

Dabei werde für jeden Probanden ein eigenes Risikoprofil erstellt. Neben einer Familienanamnese wird der BMI (body mass index) errechnet und eine Blutzuckermessung vorgenommen. Risikofaktoren für Diabetes wie Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, wenig Bewegung, schlechte Ernährung und Übergewicht sind Teil der neuen Vorsorgeuntersuchung. Das Thema ist Lebensstilveränderung. Probst: "Aufgrund der Verbreitung des "diabetogenen Lebensstils" - wie Übergewicht, falsche Ernährung und Bewegungsmangel - ist das präventive Potenzial in Österreich sehr hoch." Darüber wurde von der steirischen Gebietskrankenkasse ein "Disease Management"-Modell für die Versorgung von Patienten entwickelt. (APA/dpa)