Kallus hat versucht, der Rolle der persönlichen Stressbewältigung - auch "Stressmanagement" genannt - bei Operationen und der darauf folgenden Gesundung auf den Grund zu gehen. Dafür hat das Psychologenteam mehr als tausend Patienten in Graz sowie mehrere hundert in Schweinfurt nach ihrem subjektiven Stressbefinden befragt, untersucht und ihren Genesungsverlauf verfolgt. Das Resümee: Unausgeglichene Belastung senkt die so genannte biopsychologische Fitness. Dies wiederum erhöht das Risiko, die Operation nicht so gut zu bewältigen und sich generell nachher viel schlechter zu fühlen als besser erholte Menschen.
Ergebnisse
Die Untersuchungen zeigten: Erholte Menschen verbringen nach der Operation weniger Zeit im Aufwachraum und können die Intensivstation bis zu einem Tag früher verlassen. Das könnte auch für das Krankenhausmanagement interessant sein, meint Kallus. Er hält die Diagnostik der biopsychologischen Fitness vor Eingriffen für wichtig, um die Patienten optimal vorbereiten zu können. "Wenn alle einen Kurfragebogen zu ihrem Befinden und Erholungszustand ausfüllten, könnte man das weitere Vorgehen von der Medikation bis zum Operationstermin individuell abstimmen". Vor allem bei größeren Eingriffen wie Herz-, Gefäß- oder Hüftoperationen wäre dies aus Sicht der Wissenschafter zu empfehlen.
Unter "Stress" versteht Kallus einen Zustand, in dem der Gesamtorganismus aus dem Gleichgewicht gerät, was sich neben einer negativen Grundbefindlichkeit letztlich in Störungen der physiologischen Funktionen äußert: "Solange die biologischen Rhythmen bei einem Menschen noch funktionieren, wenn er oder sie beispielsweise gut schläft, am Morgen erholt aufwacht, einen geregelten Appetit hat und sein vegetatives Nervensystem intakt ist, sind die Ressourcen noch nicht erschöpft", erklärte der Experte.