Wien – Die Siemensianer versprühen Optimismus, nach der jüngsten Kehrtwendung der Bundesregierung und dem erwarteten grünen Licht der Übernahmekommission am Freitag kann praktisch nichts mehr schief gehen: Anfang kommender Woche will Siemens Österreich das Übernahmeangebot für die restlichen 83,55 Prozent des börsennotierten Linzer Anlagenbaukonzerns VA Tech abgeben. Beobachter erwarten eine rasche öffentliche Freigabe des Offerts durch die Übernahmekommission, die dafür prinzipiell zehn Tage Zeit hätte.

Zwar notiert die VA Tech derzeit bei knapp unter 58 Euro, doch Siemens beharrt auf dem "fairen Angebot von 55 Euro". Als Restrisiko für Siemens verbleibt, dass nicht alle Aktionäre das Siemens-Angebot akzeptieren. Auch die Staatsholding ÖIAG erwartet oder erhofft sich ja einen Preis über dem aktuellen Aktienkurs. Erst ab einer Schwelle von 90 Prozent aller Aktien kann Siemens die verbleibenden Aktionäre rechtlich aus der VA Tech drängen.

Kein Gegenangebot von General Electric

Ein Gegenangebot des US-Elektromultis General Electric (GE), mit dem die VA Tech enge Geschäftsbeziehungen unterhält, soll es nicht geben. "Es ist auch keines in der Pipeline", sagte ein Aufsichtsrat zum STANDARD.

GE wäre nie an einer eigenen Produktion in Österreich interessiert gewesen. VA Tech sei zwar ein exzellenter Vertriebskanal, der Siemens geschäftlich bisher schmerzte. Dass diese Zusammenarbeit mit der VA Tech unter dem Siemens-Dach fortgesetzt werde, sei aber undenkbar.

Daher rührt die Angst am steirischen VA-Tech-Standort Weiz. Absehbar ist, dass mit jeder abgearbeiteten Turbine für GE der Auftragsstand sinkt und irgendwann Schluss ist in Weiz, sagen Insider. 900 Jobs sind davon potenziell betroffen und die steirische Politik ist entsprechend nervös.

Keine Jobgarantie

Siemens will zwar für den Erhalt der Standorte, nicht aber für alle Jobs garantieren. "Was bleibt, sind Fragen für den einen oder anderen Standort, wobei man ehrlicherweise durchaus damit rechnen muss, dass man sich etwa über 300 Arbeitsplätze in Weiz Gedanken machen muss", sagte Siemens Österreich-Chef Albert Hochleitner zum Linzer "Volksblatt".

Abgeblasen ist mittlerweile die geplante Kapitalerhöhung bei der VA Tech. Vom Tisch ist auch ein eigenes steirisches Mitarbeitermodell. Durch den absehbaren Ausstieg der ÖIAG, die noch 14,7 Prozent an der VA Tech hält, sei dies "weitgehend sinnlos" geworden, räumte der steirische VP-Wirtschaftslandesrat Gerald Schöpfer ein.

Die SPÖ fordert weiterhin den Verbleib der ÖIAG in der VA Tech. Einen offiziellen Beschluss der ÖIAG zum Verkauf gibt es noch nicht. ÖIAG-Sprecherin Anita Bauer: "Wir können eine Entscheidung erst treffen, wenn es ein Angebot gibt." (Michael Bachner, Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13./14.11.2004)