Wobei Mahmud Abbas gewiss der Profiliertere ist, der keine Auseinandersetzung scheut: Anfang September 2003 war er nach nur wenigen Monaten als erster palästinensischer Ministerpräsident zurückgetreten, ein Amt, das dem Autokraten Arafat erst mühsam abgerungen worden war. Er sprach damals von einem "gestörten Arbeitsverhältnis" mit Arafat. Was aber gerne unterschlagen wird: Als Rücktrittsgrund gab Abbas auch an, dass Israel seine - in Anwesenheit von US-Präsident George Bush gelobten - Verpflichtungen im Rahmen der Roadmap nicht einhielt. Ebenfalls nicht einhielt, muss man korrekterweise sagen.
Bereits 1997 einmal zurückgetreten
Bereits 1997 war er einmal zurückgetreten, als Chefunterhändler der Autonomieregierung mit Israel, aus Protest gegen die israelische Palästinenserpolitik - den Siedlungsbau, die Verzögerungen beim Abzug aus dem Westjordanland. Abbas war der Architekt des Oslo-Abkommens gewesen, das er für die Palästinenser 1993 unterschrieb (PLO-"Außenminister" Faruk Kaddumi weigerte sich). Die Entscheidung, dass der israelisch-palästinensische Konflikt nur durch Verhandlungen zu lösen sei, hatte er für sich in den 70er-Jahren gefällt, zum Ärger der Hardliner.
Typische Biografie für Palästinenserpolitiker
Abbas' Biografie ist die für einen Palästinenserpolitiker typische: 1935 in Galiläa geboren, floh Abbas nach der israelischen Staatsgründung 1948 nach Syrien, studierte in Moskau (er promovierte mit einer Arbeit über Zionismus), wie viele andere arbeitete er am Golf, wo er Anfang der 60er-Jahre zu Arafat und seiner Fatah stieß. Seine Zeit kam in den 90er-Jahren: Obwohl er Oslo unterstützte, zögerte er zuerst, mit Arafat, dessen Regierungsstil er schon damals für untragbar hielt, in Gaza zusammenzuarbeiten, dann wurde er jedoch Autonomieminister und PLO-Vizechef. Redlich bemühte er sich, die Guerillabewegung in ein ziviles Gebilde mit professionellen Beamten und Politikern umzuwandeln.