Los Angeles - Der südkoreanische Präsident Roh Moo Hyun hat die USA vor einer zu harten Haltung gegenüber Nordkorea im Atomstreit gewarnt. "Es gibt beim Umgang mit diesem Thema keine Alternative zum Dialog; und eine harte Linie wird schwere Folgen für die koreanische Halbinsel haben", sagte Roh am Freitag in einer Rede vor dem Politikinstitut World Affairs Council in Los Angeles. Gewaltandrohungen als Verhandlungsmethode müssten vermieden werden, forderte Roh. "Ich vertraue den Vereinigten Staaten, dass sie die harte Realität der Koreaner respektieren." Koreaner dürften nicht noch einmal mit dem Trauma des Krieges konfrontiert werden.

Keine unmittelbare Gefahr

Nordkorea stellt nach Einschätzung des südkoreanischen Präsidenten keine unmittelbare Gefahr für den Weltfrieden dar. "Nordkorea hat seit 1987 keine Terrorakte begangen oder unterstützt, wir habe heute keinerlei Beweise, dass Nordkorea mit Terrororganisationen in Verbindung steht", sagte Roh. Allerdings fühle sich das international isolierte und verarmte Nordkorea in seiner Sicherheit und Integrität bedroht, was das Land unberechenbar mache. Roh forderte, die USA sollten, anstatt mit militärischer Stärke zu drohen oder auf den Zusammenbruch Nordkoreas zu drängen, zum Verhandlungstisch zurückkehren.

Ursprünglich hätte im September eine weitere Runde der Sechs-Nationen-Gespräche mit Nord- und Südkorea, Japan, den USA, Russland und China stattfinden sollen. Pjöngjang verweigerte jedoch die Teilnahme. Roh zufolge bedeutet die Weigerung Nordkoreas, seine Nuklearaktivitäten aufzugeben, nicht, dass das Land Atomwaffen anwenden wolle. Vielmehr verlange Pjöngjang Sicherheitsgarantien durch die USA, bevor es Verpflichtungen eingehe. Nordkorea fürchte die im Land dringend notwendigen wirtschaftlichen und politischen Reformen aus Angst, eine daraus resultierende politische Instabilität könne durch äußere Einwirkungen verstärkt werden und zum Zusammenbruch des Staates führen. (APA)