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Linz - Eine Information des Post-Vorstandes für rund 1.000 Postamtsleiter am Samstag im Linzer Design Center in Linz war von Protesten der Post-Gewerkschaft begleitet. Während es im Saal bei der nicht öffentlichen Veranstaltung laut Firmenleitung nicht um Filial-Zusammenlegungen oder -Schließungen, sondern um Optimierungen des Angebotes für die Kunden ging, kritisierten draußen die Teilnehmer der Kundgebung einen drohenden "Kahlschlag" bei den Filialen und einen "Ausverkauf" des Unternehmens.

Die ÖGB-Vertreter verteilten an die meist in Postbussen anreisenden Veranstaltungsteilnehmer Flugblätter, in denen sie ein "Nein zu Postamtsschließungen", ein "Nein zur Aushungerung des ländlichen Raumes" und ein "Nein zu Kündigungen, Abschiebungen ins Jobcenter sowie zu unzumutbaren Versetzungen" aussprachen. In dem Flugblatt zitierten sie Medienberichte, wonach entgegen anders lautender Ankündigungen tatsächlich weitere Postämter zur Schließung anstünden, in ganz Österreich insgesamt zirka 350.

Medien nicht eingeladen

Die Post AG blieb bei ihrer Ankündigung, dass an der ganztägigen Informationsveranstaltung nur die eingeladenen Postamtsleiter nicht jedoch Berichterstatter der Medien teilnehmen dürfen. Der Generaldirektor der Post AG, Anton Wais, erklärte sich aber kurzfristig bereit, vor der Veranstaltung ein Interview zu geben. Er stellte dabei fest, eine "Schließungsliste" für Postämter gebe es nicht, nur eine festgelegte Vorgangsweise, an die sich das Unternehmen halten werde: Es werde zuerst gerechnet, um zu wissen, wie die Kundenströme in einem Ort aussehen. Weiters werde mit den Mitarbeitern gesprochen, denn diese hätten den Anspruch, dass das Unternehmen zuerst informiert. Dann werde mit den Bürgermeistern und dem Handel am Ort geredet und nach alternativen Lösungen gesucht. Wenn sie vorhanden seien, werde geplant und umgesetzt. Das könne auch heißen, dass Postämter geschlossen werden, gestand der Generaldirektor ein, in Wahrheit gehe es aber um den Kundenstrom. "Wir wollen näher zum Kunden hin", sagte Wais.

Es gehe darum die Zukunft der Österreichischen Post für den Wirtschaftsstandort Österreich abzusichern. Das sei nur möglich, wenn man sich sehr intensiv damit beschäftige, was das Optimum für das Unternehmen und den Markt sei. Die Filialleiter bei der Konferenz in Linz würden einen großen Teil der 6.000 Beschäftigten vertreten und um deren Zukunft gehe es dabei. Aus den Maßnahmen der "Netzoptimierung" sollten keine Kündigungen resultieren, die Sicherheit des Arbeitsplatzes der Mitarbeiter sei "vorrangig", versicherte Wais. Zu einer Liste von österreichweit rund 350 Postämtern, darunter fast 150 in Oberösterreich, die vom Zusperren bedroht seien, stellte Wais fest: "Das ist keine Liste, die seitens des Unternehmens kommt".

Pühringer fordert einvernehmliche Lösungen

Vor der Veranstaltung für die Postamtsleiter hatte es Freitagabend im Linzer Landhaus eine Aussprache zwischen dem oberösterreichischen Landeshauptmann Josef Pühringer (V) und Generaldirektor Wais gegeben. Darin hatte Pühringer gefordert: "Keine Postamtsschließung in Oberösterreich gegen den Willen der betroffenen Gemeinde". Das sicherte Wais zu.

Pühringer forderte in dem Gespräch, dass die postalische Versorgung der Oberösterreicher durch eine möglicherweise bevorstehende Postreform "in keinster Weise" verschlechtert werden dürfe. Dies gelte sowohl für die tägliche Postzustellung im gesamten Landesgebiet und für den einheitlichen Posttarif im gesamten Land, also auch für den ländlichen Raum, als auch für die Postinfrastruktur wie Postämter und Postdienststellen. Der Landeshauptmann sprach sich vehement gegen Postamtsschließungen aus und forderte Wais auf, möglichst bald Klarheit zu schaffen, um die Verunsicherung der Bevölkerung zu beenden. Er und das Land würden jede Postamtsschließung gegen den Willen der betroffenen Gemeinde ablehnen und mit allen legitimen Mitteln auch bekämpfen.

Wais erklärte dazu, der Landeshauptmann habe "richtigerweise" darauf hingewiesen, dass man eine Vorgangsweise einhalten müsse, die vorgegeben sei durch die Universaldienstverordnung. "Wir werden uns strikte daran halten", versicherte der Post AG-Generaldirektor. Es werde mit jedem betroffenen Bürgermeister ein Gespräch geben - "wir haben keine Nacht und Nebel-Aktion vor". Die Gespräche sollen in dem Augenblick starten, wo für den einzelnen Ort klar sei, wann die Suche nach Alternativen beginnen soll. Pühringer zitierte aus der Unterredung mit Wais als Beginn für die Gespräche mit den Bürgermeistern den Zeitraum "Dezember/Jänner". Am 1. Dezember werde das für die postalische Infrastruktur zuständige Vorstandsmitglied der Post AG Herbert Götz im zuständigen Landtagsausschuss Rede und Antwort stehen. (APA)