Die beiden ehemaligen Regierungsparteien sind seit den Wahlen im November 2002 nicht mehr im Parlament vertreten. Sie scheiterten an der damals neu eingeführten Zehn-Prozent-Hürde. Die gemäßigt-islamische "Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung" (AKP) von Recep Tayyip Erdogan errang einen Erdrutschsieg.
Die ANAP war 1983 nach dem Ende der Militärdiktatur vom späteren Staatspräsidenten Turgut Özal gegründet worden. Die DYP ist die Erbin der nach dem Putsch von 1980 verbotenen Gerechtigkeitspartei des langjährigen Regierungschefs Süleyman Demirel, der nach Özals Tod 1993 Staatspräsident wurde.
In den 90er Jahren führten Mesut Yilmaz für die ANAP und Tansu Ciller für die DYP Koalitionsregierungen wechselnder Zusammensetzung. Yilmaz spielte früher eine wichtige Rolle in der Europäischen Demokratischen Union (EDU), der auch die ÖVP angehört. Das Verhältnis zwischen ANAP und DYP war häufig durch Streitigkeiten und gegenseitige Korruptionsvorwürfe belastet. Von der Uneinigkeit der bürgerlichen und pro-europäischen Parteien profitierten zunehmend die Islamisten.
Die Art der jüngsten Annäherungsversuche an die DYP stünden im Widerspruch zur "Gründungsphilosophie" der ANAP, kommentierten führende Parteimitglieder in einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung die über parteifremde Vermittler vor drei Monaten angebahnten inoffiziellen Verhandlungen. Sie kritisierten, dass Parteichefin Nas dazu ihr Einverständnis gegeben, andere Parteimitglieder aber nicht informiert habe. Sie müsse, um weiteren Schaden von der Partei abzuwenden, zurücktreten.