Kelag - Vorstand macht Gesetzgeber verantwortlich Klagenfurt - Strom hat kein Mascherl und geht den Weg des geringsten Widerstandes. Trotzdem können ein Privathaushalt und ein Betrieb, die vom gleichen Verteiler des Kärntner Landesenergieversorgers Kelag ihren Strom beziehen, laut Rechnung völlig unterschiedlich erzeugten Strom erhalten. Während Private mit 98,2 Prozent Energie aus Wasserkraft versorgt werden, gibt es für den Betrieb nur 21,34 Prozent Wasserkraft-Strom, dafür aber 20,45 Prozent Atomstrom und gar 38,52 Prozent kommen aus Kohlekraftwerken.

Kelag: Gesetzgeber schuld

Der Vorstandsdirektor der Kärntner Elektrizitäts AG, Hermann Egger, erklärt dieses physikalische Wunder damit, dass der Gesetzgeber die Energieversorger dazu verpflichtet habe, die Herkunft des gelieferten Stroms auf der Rechnung darzustellen. Die Betriebe seien nicht bereit, mehr für den elektrischen Strom zu zahlen, daher würde ihnen der zugekaufte Anteil von billigem Atomstrom und Strom aus Kohle- und Ölkraftwerken zugeordnet.

"Strom nimmt den geringsten Widerstand zum nächsten Haushalt"

Egger: "Die Haushalte zahlen mehr als die Unternehmen, daher haben sie auch das Privileg, dass sie mit sauberer Energie aus heimischen Wasserkraftwerken versorgt werden." Wasserkraft sei auch grundsätzlich eine teurere Form der Stromerzeugung, da die Energie in vielen kleinen Kraftwerken produziert werde. Dass die prozentualen Zuordnungen auf den Rechnungen nicht der Realität entsprechen, gibt Egger unumwunden zu: "Strom nimmt den geringsten Widerstand zum nächsten Haushalt, das ist keine Frage." Technisch sei es also völlig unmöglich, den Betrieb mit Atomstrom zu versorgen, die Privaten jedoch davor zu bewahren, denn: "Sie können die Gesetzgebung und die Physik nicht zur Deckung bringen."

"Kelag pur"

Dass auch Marketing-Überlegungen hinter der Darstellungsform stecken, die umstrittene Energieträger wie Kernspaltung, Kohle und Öl den Betrieben zuordnet, will Egger gar nicht bestreiten: "Die schauen nur auf den Preis, die Herkunft ist ihnen egal." Würde die Kelag ihren Privatkunden laut Rechnung Atomstrom verkaufen, gäbe dies ein Imageproblem. Immerhin wirbt das Unternehmen im Lande mit Wasserkraft-Sujets, ein Tarifangebot für Haushalte heißt denn auch "Kelag pur".

Zukäufe

Tatsache ist, dass das Unternehmen 2,6 Mrd. Kilowattstunden Strom pro Jahr selbst produziert, "ausschließlich aus Wasserkraft", wie Egger betont. Der Rest werde eben zugekauft. Mit der geplanten Erweiterung der Kraftwerksgruppe Fragant in Oberkärnten, wo 35 Mio. Euro investiert werden, soll der Anteil der Eigenproduktion weiter erhöht werden. Das 62-Megawatt-Kraftwerk soll ab 2008 jährlich 120 Mio. kWh Strom liefern. (APA)