Belgrad/Den Haag - Vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag beginnt am Montag der erste Prozess gegen drei Kosovo-Albaner. Den früheren Angehörigen der albanischen Aufständischengruppen, der "Albanischen Befreiungsarmee" (UCK), Fatmir Limaj (33), Haradin Bala (47) und Isak Musliu (48), wirft die Anklage vor, zwischen Mai und Juli 1998 in einem Gefangenenlager im Kosovo-Dorf Lapusnik (Albanisch: Llapushnik) bei Glogovac 35 Serben und Albaner in unmenschlichen Verhältnissen gehalten und sie körperlich und psychisch gefoltert zu haben. Den Angeklagten wird auch angelastet, für den Tod von mindestens 24 Gefangenen, darunter 13 Albaner, verantwortlich zu sein.

Beim Abzug der UCK-Angehörigen aus Lapusnik vor den jugoslawischen Sicherheitskräften am 25. Juli 1998 sollen 22 Gefangene mitabgeführt worden sein. Mindestens elf waren von den drei Angeklagten in einem Wald unweit des Gefangenenlagers erschossen worden.

Kosovo-Albaner soll Zeugen eigeschüchtert haben

Im Zusammenhang mit dieser Causa wird sich ein weiterer Kosovo-Albaner vor dem UNO-Tribunal verteidigen müssen. Beqe Beqaj wurde Anfang November angeklagt, zwischen 17. Februar 2003 und 19. Oktober dieses Jahres "bewusst und absichtlich die Umsetzung der Justiz" gehindert zu haben: Er soll potenzielle Zeugen im Prozess gegen drei Kosovo-Albaner, von denen einer sein enger Verwandter sein soll, eingeschüchtert, oder aber auch zu bestechen versucht haben. Beqaj bekannte sich letzte Woche vor dem UNO-Tribunal nicht schuldig.

Das Haager Tribunal führt zur Zeit auch Ermittlungen über die Rolle eines der ehemaligen UCK-Kommandanten, den Führer der Allianz für die Zukunft des Kosovo, Ramush Haradinaj, während des Kosovo-Krieges (1998/99). Haradinaj wurde letzte Woche am UNO-Missionssitz in Pristina zwei Tage lang von Tribunalsermittlern angehört. Die Tribunals-Chefanklägerin Carla del Ponte hatte zuvor die Absicht angekündigt, vor Jahresende eine weitere Anklage wegen Kriegsverbrechen im Kosovo zu erheben. (APA)