Wien - Auch die Raiffeisen Zentralbank (RZB) hat die Vorstands-Aufgaben neu verteilt. Der Wechsel von Karl Stoss zur Generali und der Eintritt des Star-Treasurers Patrick Butler am 1. Oktober wurde gleich für weitere Änderungen der Aufgabengebiete im Führungsgremium zum Anlass genommen.

So wurde RZB-Vize-Chef und Auslandsvorstand Herbert Stepic operativ für die Osteuropa-Bankenholding (Raiffeisen International, RI) freigespielt. Stepic ist auch Vorstandschef der Tochter RI.

Und: "Er wird Raiffeisen International an die Börse führen", wenn es mit dem IPO so weit ist, sagte RZB-Chef Walter Rothensteiner am Wochenende vor Journalisten. Rothensteiner kündigte für 2004 ein neues Rekordergebnis der RZB an.

Stepic bleibt wie bisher als Vize-Generaldirektor Auslandschef in der RZB für Osteuropa und internationale Filialen sowie für Länderrisken zuständig. Das Geschäft mit internationalen Finanzinstitutionen und Gebietskörperschaften gab er an Butler ab, und die Export- und Handelsfinanzierung (künftig mit Corporate Finance verschmolzen) obliegt Karl Sevelda.

Doppelfunktionen vermeiden

Die RZB-Spitze will auch mit Blick auf einen Börsegang der Ostholding Doppelfunktionen vermeiden: Ein Vorstand der Holding soll nicht auch Bankgeschäfte beim Eigentümer führen, argumentiert man jedenfalls bei Raiffeisen.

Über ein Datum des Börsegangs gab es weiter keine Angaben, frühestens wäre das im April 2005 möglich, wenn die Bilanz für das Geschäftsjahr 2004 da ist. In der Ostholding eingestiegen sind in den letzten Wochen die Weltbanktochter IFC und die EBRD. Sie machten für je 4 Prozent je 100 Mio. Euro locker. Zur Zeit des Ostholding-IPO wird dann geklärt, mit wieviel diese beiden "Internationalen" drin bleiben und mit wie viel Anteile sie zu welcher Zeit wieder rausgehen, so der Vorstand.

Rothensteiner macht kein Hehl daraus, mit seiner Bankengruppe "nicht von Quartalsergebnis zu Quartalsergebnis hecheln zu wollen und zu müssen", sondern lieber langfristig zu planen. Er sieht die Gruppe komfortabel aufgestellt: Er habe immer angestrebt, kapitalmäßig so weit zu sein, dass man sich den Zeitpunkt eines IPO aussuchen kann. Und so weit sei man.

Kapitalerhöhung unter Dach und Fach

In der RZB selbst ist die jüngste Kapitalerhöhung für 147 Mio. Euro seit Ende der Woche unter Dach und Fach. "Wir haben damit unsere Ratio verschlechtert", sagt Rothensteiner, allerdings "in der angenehmsten Form, sie zu verschlechtern". Nach der Kapitalerhöhung wird der ROE (Kapitalrendite) vorübergehend unter Vorjahr, bis Jahresende 2004 aber möglicherweise wieder auf Vorjahresniveau liegen.

Der neu hinzugekommene Vorstand Patrick Butler ist hauptsächlich für Treasury zuständig: "Das Herzstück einer Bank, und eine der Ertragssäulen der RZB." Laut Butler stammen vom Treasury 30 bis 35 Prozent des Ertrags der RZB. Auch das Investmentbanking obliegt ihm.

Hoch zufrieden ist die RZB mit der Tochter Raiffeisen Centrobank (RCB), die heuer mehr als 6 Mio. Euro verdienen soll. Von Stoss übernahm Butler auch Volkswirtschaft und Research, an Vorstand Manfred Url ging die Sparte Transaction Services.

Rekordergebnis erwartet

Die RZB erwartet für 2004 ein neues Rekordergebnis. Nach neun Monaten lag der Überschuss vor Steuern mit 484 Mio. Euro um 88 Prozent über dem Vorjahr, der Konzerngewinn verdoppelte sich (plus 107 Prozent) auf 336 Mio. Euro. Die Bilanzsumme wuchs seit Ende 2003 um 18 Prozent auf 66 Mrd. Euro. Ende September beschäftigte der Konzern 24.400 Mitarbeiter (plus 15 Prozent), davon 22.000 in Zentral/Osteuropa.

Hauptgrund für den Ergebnissprung: Entspannung beim Risiko. Bei den Kreditvorsorgen liegt man deutlich unter dem Vorjahr, "bei nicht einmal 50 Prozent", wie es heißt. Allerdings: 2003 sei auch erst im Dezember "die Milch sauer" geworden (Parmalat, Anm.).

Im Inland ist die RZB nicht im Retail, sondern im Kommerzkundengeschäft aktiv. Der Bruttoertrag verbesserte sich hier um 4,4 Prozent, die Margen seien zumindest zu halten, sagte Vorstand Sevelda. Während die Erträge hier also gut seien, sei die Volumensentwicklung "absolut unbefriedigend". Die Kreditnachfrage sei schlecht. Sevelda: "Das heißt, die Konjunktur ist noch nicht wirklich brüllend." (APA)