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Linz/Wien - Für die Voestalpine zeichnet sich im laufenden Geschäftsjahr 2004/05 (per Ende März) das mit Abstand beste Ergebnis in der Konzerngeschichte ab. Dank boomender Stahlkonjunktur hat das Linzer Unternehmen, das zuletzt rund 24.200 Mitarbeiter beschäftigte, im ersten Halbjahr Umsatz und Gewinn auf neue Rekordwerte geschraubt. Das Betriebsergebnis (Ebit) fiel nach sechs Monaten mit 187,1 Mio. Euro um gut ein Viertel höher aus. Im Gesamtjahr soll dieser Wert mehr als verdoppelt werden.

Konstant hohe Nachfrage im Halbjahr

Wie die Voest am Montag mitteilte, war die erste Hälfte 2004/05 von einer sehr guten Stahlkonjunktur - bei gleichzeitig weiter stark steigenden Rohstoffpreisen - geprägt. Zum Branchenumfeld hieß es, die Nachfrage, getrieben vom anhaltenden Hype in Asien und von einer spürbaren Konjunkturbelebung in Europa, sei konstant hoch gewesen.

Angespannt blieb indes die Rohstoffsituation - vor allem bei Erz, Koks, Kohle und Schrott. Für 2004/05 rechnet der Vorstand mit einer zusätzlichen Ergebnisbelastung von bis zu 300 Mio. Euro durch die höheren Rohstoffpreise. Derzeit würden Verträge mit Rohstofflieferanten neu verhandelt. Für das kommende Jahr rechnet Konzernchef Wolfgang Eder mit einer abermaligen Preissteigerung um rund 20 Prozent. Die Rohstoffversorgung sei dennoch trotz der globalen Knappheit nach heutigem Ermessen nicht gefährdet, wie in den Unterlagen zur heutigen Halbjahresbilanz-PK betont wurde.

Erzberg-Deal vor Abschluss

Vor dem formellen Abschluss steht der Einstieg der Voest beim steirischen Erzberg, die Gespräche mit der Staatsholding ÖIAG seien weit fortgeschritten. Mit der Beteiligung soll der Zugriff auf diese Rohstoffquelle gesichert werden. Daneben prüft die Voest (wie auch andere Stahlkonzerne) den Ausbau von und/oder die Beteiligung an externen Kokerei-Kapazitäten, um die langfristige Versorgungssicherheit mit Koks zu gewährleisten.

Investiert hat die Voest im ersten Geschäftshalbjahr mit 301,3 Mio. Euro um 55,6 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode. Begründet wurde dieser Anstieg um mehr als die Hälfte vor allem mit dem Wirksamwerden von Großvorhaben des Investitionsprogramms "Linz 2010". Die erste Stufe dieses Investitionsprojekts wurde Ende Oktober 2004 mit der Inbetriebnahme des erneuerten und erweiterten Großhochofens A abgeschlossen. Rund eine Milliarde Euro hat die Voest im Rahmen der ersten Ausbaustufe an ihrem Hauptstandort Linz investiert. Nach Plan läuft der Neubau des zurzeit modernsten Schienenwalzwerks der Welt in Donawitz. Rund 66 Mio. Euro sind dafür veranschlagt, Anfang 2006 soll es in Betrieb gehen.

Umsatz und Gewinn enorm gesteigert

Seine Umsätze steigerte der Voest-Konzern im Halbjahr von 2,263 auf 2,735 Mrd. Euro und damit um 20,8 Prozent. Der operative Gewinn stieg im Periodenvergleich um 27,5 Prozent von 146,8 auf 187,1 Mio. Euro. Es sei gelungen, die Verteuerungen bei Rohstoffen und Vormaterial im Gegenzug durch Preiserhöhungen und Kosteneinsparungen mehr als zu kompensieren.

Mit ihren heute vorgelegten Halbjahreszahlen lag die Voest deutlich über den Erwartungen der Analysten. An der Wiener Börse notierte die Stahlaktie am Vormittag in der Spitze mit 52,30 Euro um 3,65 Prozent fester, damit markierte der ATX-Titel ein neues Allzeithoch.

Vor Steuern schrieb der Konzern in den Monaten April bis September 2004 auf EGT-Basis einen Gewinn von 166,4 Mio. Euro aus, der um 21 Prozent über dem Vorjahreswert von 137,5 Millionen lag. Unter dem Strich legte der Periodenüberschuss um 21,1 Prozent von 87,4 auf 105,8 Mio. Euro zu. Der Gewinn je Aktie stieg um 22,7 Prozent von 2,2 auf 2,7 Euro. Per 30. September 2004 beschäftigte die Voest 24.167 Mitarbeiter (ohne Lehrlinge), um 5,4 Prozent mehr als zum gleichen Stichtag des Vorjahres (22.934 Beschäftigte).

Autozuliefergeschäft unter Druck

Nach wie vor mit dem schwierigsten Marktumfeld konfrontiert sieht der Voest-Konzern sein Autozuliefergeschäft. Die Sparte Motion stehe auf der Kundenseite durch Kosteneinsparungen der Automobilindustrie unter Druck und sei darüber hinaus mit laufenden Preiserhöhungen der Stahlhersteller konfrontiert. Trotz eines etwas schwächeren ersten Halbjahres sollte sie jedoch in der Lage sein, das Ergebnis im Gesamtjahr 2004/05 leicht zu steigern, wie es zum Ausblick hieß.

Für die Division Stahl zeichnet sich nach Einschätzung des Vorstands für das zweite Halbjahr marktseitig im Wesentlichen eine Fortsetzung der Grundtrends aus der ersten Jahreshälfte ab. Trotz weiter steigender Rohstoffpreise sollte es möglich sein, die daraus resultierenden höheren Kosten über Preiserhöhungen an den Markt weiterzugeben. Auf Grund anhaltend hoher Nachfrage seien für Jahresbeginn 2005 generell weitere Preiserhöhungen zu erwarten beziehungsweise bereits durchgesetzt.

Bahngeschäft bleibt schwierig

Zum Bahngeschäft hieß es am Montag, der Markt bei Schienen und Weichen in Deutschland und einigen osteuropäischen Ländern bleibe schwierig. Allerdings gelinge es auch dort, höhere Rohstoffkosten durch Preiserhöhungen zu kompensieren. So habe man den Absatz in Übersee deutlich steigern können. Im Drahtbereich sowie bei Nahtlosrohren rechnet die Voestalpine mit einem anhaltend guten Geschäftsverlauf.

Auch für die Division Profilform (Profile/Formrohre) erwartet der Konzern keine grundlegende Änderung des günstigen Marktumfelds. Allerdings zeichne sich - teilweise auch saisonal bedingt - ein Nachlassen der in den vergangenen Monaten zu beobachtenden Überhitzungstendenzen ab. (APA)