Seine ganze Familie besitze hellseherische Fähigkeiten, machte der Beschuldigte geltend. Tatsächlich dürften ihm zahlreiche Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien glauben, denn seine Wohnung wird erwiesenermaßen häufig in spirituellen Fragen aufgesucht.
Glücksbringer und Amulette
Dort pflegt der 41-Jährige zunächst aus dem Koran vorzulesen. Außerdem stellt er Glücksbringer und Amulette her, die angeblich böse Flüche bannen sollen. Er befüllt auch Fläschchen mit Wasser, in die er Zettelchen mit Koran-Sprüchen steckt. Damit müssen sich seine Klienten dann waschen, weil das angeblich Glück bringen soll.
Unentgeltlich arbeitet der "Seher " allerdings nicht. Im Fall der 28-Jährigen kassierte er 3.000 Euro. "Alles, was er gesagt hat, hat zugetroffen", erzählte diese nun Richter Walter Stockhammer von den insgesamt elf Sitzungen. Der Mann habe ein Beschützermedaillon hergestellt, das sie mit einem roten Stoffband umwickeln und immer auf der linken Körperseite tragen musste. Sie erhielt auch Kerzen, die sie stets um Mitternacht anzuzünden hatte.
"Ich bin ja nicht dumm!"
Die Sache mit dem stundenlangen Baden, weil einer aus der Familie ihres Mannes sie angeblich mit einem bösen Fluch belegt hatte, kam ihr dann aber doch spanisch vor: "Ich bin ja nicht dumm!"
Ähnliches erlebte eine 26-Jährige, die den "Seher" aus Verzweiflung über das Ende ihrer langjährigen Beziehung besucht hatte. Ihr schärfte dieser ein, am Donnerstag ja nicht außer Haus zu gehen, weil sie sonst von einem Auto überfahren werde. Überhaupt werde sie in ihrem Leben wenig Glück haben, erfuhr die attraktive Mittzwanzigerin.