Seit Jahren tobt in einer Wohnhausanlage in
Wien-Floridsdorf ein Nachbarschaftsstreit. Auslöser: Eine
umgeschnittene Feuerdornhecke. Eine 77-jährige Pensionistin begann
daraufhin, ein junges Ehepaar mit Feldstecher und Fotoapparat
auszuspionieren. Als diese darauf in einem ironisch-sarkastischen
Brief auf die - Zitat - "primitive Neugierde und den krankhaften
Voyeurismus der armen, einsamen Frau" aufmerksam machten und diesen
in Kopie in der Anlage verteilten, machte sich jene strafbar. Denn
die 77-Jährige wurde am Montag im Straflandesgericht wegen
Beleidigung rechtskräftig zu einer Geldbuße von 720 Euro verurteilt.
Ihre Reaktion hatte nämlich folgendermaßen ausgesehen: Als sie
wenige Tage nach Erhalt des sozusagen offenen Briefes, dem übrigens
eine Filmrolle "für weitere Aufnahmen unseres guten Fans" beigelegt
war, durchs Wohnzimmerfenster die junge Nachbarin im Hof sah, riss
die 77-Jährige das Fenster auf. Zunächst ertönte ein kräftiges "Blöde
Sau!"
Dann rief sie herumstehenden Männern zu, die Frau sei unfruchtbar
und könne keine Kinder kriegen. Einen forderte die 77-Jährige
dezidiert auf, er möge der Nachbarin "sofort aufs Popscherl greifen,
weil sie das gern hat".
Wie nun Richter Anthony Wächter feststellte, war dies "persönlich
beleidigend, kränkend und herabsetzend".Aus spezialpräventiven
Gründen komme eine bedingte Strafnachsicht nicht in Frage, "da aus
den Akten hervorgeht, dass auch andere Nachbarn unter der
Beschuldigten leiden". Diese war zur Verhandlung übrigens nicht
erschienen: Ihrem Verteidiger zufolge liegt sie im Spital.(APA)