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Wien - Psychische Erkrankungen treffen immer mehr und immer jüngere Menschen: Diese alarmierende Erkenntnis präsentierte am Montag der Verein "ökids", der sich mit Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen beschäftigt. Ökonomischer Druck, überhöhte Leistungserwartungen oder eine elterliche Vorerkrankung wirken sich bereits auf die Kinder im Volksschulalter aus, sagte Dr. Vera Zimprich bei einer Pressekonferenz in Wien. Die Organisation will sich nun für eigene Standards bei der Ausbildung von Kinder- und Jugendtherapeuten einsetzen.

Mittlerweile gebe es schon gleich viel behandlungsbedürftige Kinder und Jugendliche wie Erwachsene, so Zimprich. Dieser Anstieg sei in den vergangenen zehn Jahren zu verzeichnen gewesen. Bereits Vier- bis Fünfjährige seien von psychischen Beschwerden betroffen. Unbehandelt könne dies schwerwiegende Folgen haben, warnte Experte Gerhard Naderer. Die fatale Entwicklung bleibe oft unbemerkt, beim tragischen Ende - oft gipfeln die Probleme in Suizid - seien die Eltern oft überrascht, hätten aber bereits früher entgegenwirken können, glaubt er: "Ein gesundes Kind erschießt sich nicht."

Die "stufenlose Gesellschaft"

Kritisiert wurde von "ökids" eine "stufenlose Gesellschaft", in der die Kleinsten über Computerspiele und Medien bereits Zugang zu Erwachsenenangelegenheiten hätten. Zudem würde eine ständige Beurteilung der Kinder über ihre Leistungen diese überfordern und letztendlich krank machen. Dazu kämen immer rauere Bedingungen in der Schule, schon in den ersten Klassen gebe es beispielsweise Mobbingphänomene, so Naderer.

Am 19. und 20. November findet die österreichweit erste Tagung zum Thema Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie in der "Vienna International School" in Wien statt. Dabei soll ein eigener Dach- und Berufsverband gegründet werden, der Ausbildungsstandards ausarbeiten soll.(APA)