Nairobi/Berlin - Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (ai) hat von den Vereinten Nationen Sanktionen gegen den Sudan gefordert. Zwei Tage vor der UN-Sicherheitsratssitzung in Kenias Hauptstadt Nairobi forderte ai am Dienstag ein Waffenembargo gegen den Sudan, in dessen westlicher Provinz Darfur seit Monaten arabische Reitermilizen die schwarze Bevölkerung verfolgen.

"Die unverantwortlichen Rüstungstransfers in den Sudan schüren Mord, Vergewaltigung und Vertreibung in Darfur", erklärte der ai-Rüstungsexperte Mathias John. Deshalb sei ein "verbindliches und rigoroses Waffenembargo" gegen das Land dringend erforderlich. Der Sicherheitsrat widmet sich bei seinem Treffen am Donnerstag und Freitag dem Darfur-Konflikt.

Ein am Dienstag in Nairobi vorgestellter ai-Bericht listet zudem die größten Waffenlieferanten des Sudans auf. Laut Amnesty gehören Handelspapieren, UN-Unterlagen und Zeugenaussagen zufolge allen voran China, Russland und Weißrussland dazu, die unter anderem Kampfflugzeuge und Hubschrauber geliefert hätten. Litauen lieferte demnach Ersatzteile. Die Waffensysteme kommen laut ai bei Bombardierungen von Dörfern in Darfur zum Einsatz. Neben Russland und Weißrussland hätten Polen Kampfpanzer, gepanzerte Fahrzeuge und Artillerie an den Sudan verkauft. Ein Großteil der Kleinwaffen stammten aus China, Frankreich und Saudi-Arabien. Wiederum Russland und Weißrussland sowie Indien und Malaysia böten Khartum militärische Zusammenarbeit und Ausbildungshilfe an.

Human Rights Watch will UN-Sanktionen

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat den UN-Sicherheitsrat aufgefordert, wegen der Lage in der Unruheregion Darfur Sanktionen gegen den Sudan zu verhängen. Der Sicherheitsrat müsse ein im Juli verhängtes Waffenembargo erweitern, Reiseverbote gegen Regierungsmitglieder verhängen, juristisch gegen einzelne Regierungsmitglieder vorgehen und die Truppen der Afrikanischen Union im Sudan stärken, forderte die Organisation am Montag.

Ein vorliegender Entwurf für eine UN-Resolution gegen die Regierung in Khartum sei nicht ausreichend. "Die sudanesische Regierung terrorisiert weiterhin ihre eigenen Bürger, während der Sicherheitsrat in Afrika eintrifft", sagte HRW-Sprecher Peter Takirambudde.

Der UN-Sicherheitsrat berät am kommenden Donnerstag und Freitag in der kenianischen Hauptstadt Nairobi über die Lage im Sudan. In der westsudanesischen Krisenregion Darfur kämpfen zwei schwarzafrikanische Rebellengruppen seit Frühjahr vergangenen Jahres gegen die von Khartum unterstützten arabischen Janjaweed-Milizen. UN-Schätzungen zufolge wurden seitdem etwa 70.000 Menschen getötet und 1,5 Million Menschen in die Flucht getrieben. (APA)