Bild nicht mehr verfügbar.

Jubel in der Kaserne von Szabadszallas: Diesen SOldaten bleibt der Irak-Einsatz erspart.

Foto: Reuters
Budapest/Wien - Der ungarische Verteidigungsminister Férenc Juhasz zürnte: "Damit lässt Ungarn die Iraker im Stich." Rückgängig zu machen war das parlamentarische Nein zur Verlängerung der ungarischen Irak-Mission am Montagabend allerdings nicht mehr. Die rechtskonservative Opposition hatte gegen die dreimonatige Verlängerung des Mandats bis zum 31. März 2005 gestimmt, die dafür nötige Zweidrittelmehrheit wurde verfehlt. Die 300 ungarischen Soldaten ziehen nun am 31. Dezember 2004 aus dem Irak ab. Budapest will nun nur noch Ausbildner für die irakischen Truppen schicken.

Damit ist der "Koalition der Willigen" nach anderthalb Jahren Irakkrieg ein weiterer Partner weggebrochen. Besonders im "neuen Europa" ist den Regierungen offenbar die Lust vergangen, weiterhin Soldaten im Mittleren Osten zu stationieren. Nach den Ungarn wollen offenbar auch die Rumänen ihre 700 Soldaten zurückholen, sie sollen laut Premier Adrian Nastase im ersten Halbjahr 2005 wieder in der Heimat sein. Die tschechische Regierung indes will das Mandat ihrer Militärpolizisten im Irak bereits im Februar auslaufen lassen, erklärte der Prager Premier Stanislaw Gross erst unlängst in Brüssel.

Die Spanier haben nach dem Regierungswechsel zu den Sozialdemokraten das Land bereits Mitte des Jahres verlassen, auch die Thailänder und Philippiner sind wegen Entführungen von Landsleuten abgezogen. Costa Rica ließ sich von der Liste der Koalition wegen Verfassungsbedenken streichen, die Ukraine kündigte im Sommer einen Abzug ihrer 1650 Militärs ab.

Vor vier Wochen kam zudem auf, dass das Weiße Haus die Liste der Mitglieder der Koalition der Willigen von seiner Internetseite genommen hat. Die rund 50 Verbündeten scheinen wie der Link "Wer sind die Koalitionsmitglieder?" dort nicht mehr auf. Ein Sprecher des Weißen Hauses erklärte dazu lapidar, der Vorgang sei nicht weiter ungewöhnlich: "Wenn etwas falsch ist oder nicht mehr aktuell, nehmen wir es herunter." Derzeit würden die gesamten Informationen zum Irak aktualisiert. Ob die verbliebenen Willigen wieder aufgelistet würden, stehe vorerst noch nicht fest. (APA, red/DER STANDARD, Printausgabe, 17.11.2004)