Jena - Mit einer neuartigen Harnblase können Mediziner aus Jena Potenzprobleme und Inkontinenz bei Blasenkrebspatienten vermeiden. Erstmals lasse sich mit dieser Weltneuheit bei Männern mit Harnblasenkrebs nach einer Operation die Potenz erhalten, sagte der Direktor der Universitätsklinik für Urologie, Professor Jörg Schubert, am Montag. Dabei würden Teile der Prostata erhalten und mit einer Ersatzblase verbunden, die aus einer Darmschlinge geformt wird. "Die Patienten mit einer Jenaer Harnblase haben keinerlei Potenzstörungen und keine Probleme mit Inkontinenz."

Rund 15.000 Menschen erkranken nach Angaben des Mediziners in Deutschland pro Jahr an einem bösartigen Tumor der Harnblase. Dabei drohen der Verlust der Kontrolle beim Wasserlassen, künstliche Harnableitungen und Impotenz. Die Entfernung der Harnblase sei die einzige Methode, die bei aggressiven Tumoren Heilung verspreche, sagte Schubert. Der etwa fünfstündige Eingriff sei aber mit erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität verbunden. "94 Prozent der betroffenen Männer waren nach der Operation impotent, fast jeder Zweite litt unter Inkontinenz und jeder Zehnte an Problemen wie Einengungen der künstlichen Harnwege."

Der Professor sprach von einem "klinischen Durchbruch in der Therapie von Blasenkrebspatienten". Die neue Methode wird in Jena seit einem halben Jahr angewendet. Die neuartige Harnblase sei erst durch die Kombination schonender Operationstechniken möglich geworden. Der Blutverlust werde minimiert und die Operationszeit um eine Stunde verkürzt. Gleichzeitig könnten mehr Betroffene als bisher behandelt werden. Der Blasenkrebs, nach dem Prostatakrebs die zweithäufigste urologische Tumorart, tritt besonders bei Männern über 60 Jahren auf. (APA/dpa)