Die Affäre um zu niedrige Defizitmeldungen aus Athen nach Brüssel weitet sich aus: Eine Überprüfung des Statistikamtes Eurostat ergab, dass Griechenland nicht nur ab 2000 seine Defizite geschönt hat, sondern auch 1997 bis 1999. Diese Jahre waren entscheidend für den Beitritt zur Währungsunion.

Eigentlich hätte ein Defizit von drei Prozent nicht überschritten werden dürfen - daher meldete Athen auch 2,5 (für 1998) und 1,8 Prozent (für 1999) und bekam grünes Licht für die Euroeinführung ab 2001.

Defizitgrenze immer überschritten

Eurostat hat aber nun herausgefunden, dass Griechenland nie unter die entscheidende Hürde von drei Prozent gekommen ist: 3,38 Prozent betrug das Defizit 1999, im Jahr davor knapp über vier Prozent. Damit hat sich Athen den Eurobeitritt erschummelt.

Dennoch droht Athen kein Ausschluss aus der Eurozone, sagte ein Sprecher der EU-Kommission. Die EU-Rechtsexperten hätten das geprüft, man könne das "Rad aber nicht zurückdrehen". Zudem hat die neue griechische Regierung versprochen, das Defizit im kommenden Jahr unter drei Prozent abzusenken.

Thema beim Finanzminister-Treffen

Die griechischen Zahlenspiele sind Thema beim Treffen der EU-Finanzminister am Dienstag. Die Kommission hat ein Vertragsverletzungsverfahren angekündigt, manche Finanzminister wollen härtere Sanktionen.

Doch soll nicht nur Griechenland geschummelt haben: Laut Focus habe auch Österreich Ende der 90er-Jahre sein Defizit um 0,25 Prozent geschönt, um weniger knapp an der Drei-Prozent-Grenze zu sein. (DER STANDARD Printausgabe, 16.11.2004)