"Robert und Bertram"
D 1939

Foto: Filmarchiv
Wien - Im März 2003 widmete das Filmarchiv Austria die Filmretrospektive "Kino vor dem KZ" deutschen und österreichischen Filmkünstlerinnen und Filmkünstlern, die von den Nazis ermordet wurden. Die Retrospektive "Vertriebenes Lachen", von 19.11. bis 2.12. im Metro Kino, konzentriert sich nun auf verfemte, verfolgte und vertriebene Charakterkomiker. Präsentiert werden deutsche Tonfilmkomödien der Jahre 1930-1933. Den weiblichen Darstellerinnen soll zu einem späteren Zeitpunkt eine eigene Schau gewidmet sein.

Die Schau "Vertriebenes Lachen" wird ganz bewusst parallel zur Hans-Moser-Retro "Weltschmerzkomik" präsentiert. Dessen Aufstieg nämlich stand zweifellos auch im Zusammenhang mit dem Exodus jüdischer Komiker, so das Filmarchiv in seiner Ankündigung: Nach 1933 stand der Wiener praktisch ohne direkte Konkurrenz da.

Wirtschaftsdepression, politische Unsicherheit und Zukunftspessimismus hatten die Produktion außergewöhnlicher Filmkomödien in der Weimarer Republik, aber auch in Österreich begünstigt. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland bedeutete für das Genre aber einen radikalen Einschnitt. Großartige Komiker wie Sigi Arno, Curt Bois, Felix Bressart, Fritz Grünbaum, Kurt Lilien oder Paul Morgan mussten emigrieren.

In Kooperation mit Cinegraph Hamburg zeigt das Filmarchiv in dieser Schau wesentliche Beispiele herausragender Filmkomödien vor 1933 sowie Filme aus der NS-Zeit. Folgende Filme stehen auf dem Programm:

  • "Bockbierfest" (In Österreich: "Wer niemals einen Rausch gehabt", 1930) mit Ludwig Stössel als Unterwäschefabrikant und Vorsitzender eines Alkoholgegnervereins,
  • "Keine Feier ohne Meyer" (In Österreich: "Zur stillen Liebe", 1931) mit Siegfried Arno als konservativem Bürger mit einem Doppelleben als Heiratsvermittler, oder
  • "Ich bei Tag und du bei Nacht" (1932) über einen Nachtkellner (Willy Fritsch) und eine Maniküre, die im selben Bett schlafen - nur eben er bei Tag und sie bei Nacht. Auch die Comedian Harmonists wirken in dieser frühen deutschen Tonfilmoperette mit, von der auch eine französische (A toi le jour, a moi la nuit) und eine englische (Early to Bed) Version gedreht wurden.
  • "Lachende Erben", Max Ophüls harmloses Lustspiel (mit Heinz Rühmann), sein 1937 von den Nazis verbotener letzter Film vor seiner Emigration aus Deutschland,
  • "Paradies der Junggesellen" (1939), das Regiedebüt von Kurt Hoffmann, ebenfalls mit Rühmann, das sogar ein paar ironische Anspielungen auf den "Volksempfänger", die Lebensmittelkarten und die "Kraft durch Freude"-Aktion enthält oder das Biedermeier-Filmmusical
  • "Robert und Bertram" (1939), das bereits krass antisemitische Züge trägt.

Kurzporträts der verfemten Komiker und weiterführende Informationen finden sich in der Programm-Broschüre des Filmarchivs. (APA)