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Renato Zanella

Foto: APA/Gindl
Klagenfurt - Der designierte Intendant der Wörthersee-Festspiele auf der Klagenfurter Wörthersee-Bühne, Renato Zanella, hat am Dienstag Alarm geschlagen. Das für 2005 geplante Programm wackelt laut Zanella bedenklich, so sei die Regisseurin des Musicals "Napoleon", Francesca Zambello, am Sonntag abgesprungen. Er habe noch immer kein Budget für die kommende Spielsaison.

"Ich musste sehen, dass nur von Jahr zu Jahr geplant wird, ich brauche aber einen längerfristigen Horizont", sagte Zanella. Um die notwendige Vorausplanung machen zu können, habe er bereits im Sommer den Spielplan für 2005 festgelegt, er sei jedoch nicht berechtigt, Vorverträge mit den Künstlern auszuhandeln. Nach der diesjährigen Sommersaison habe es eine "Vollbremsung" gegeben. Zanella: "Jetzt haben wir November, und alles hängt in der Luft." Der kaufmännische Geschäftsführer der Betreibergesellschaft, Bernhard Sapetschnig, hätte die Gesellschaft mit Ende Oktober verlassen.

Unsicherheitsfaktoren

Wenn Zambello ihre Absage für die Regie von "Napoleon" nicht revidiere, seien auch die Zusagen aller anderen Künstler hinfällig, dann könne das Musical nicht gespielt werden. Vom Land Kärnten sei ihm vertraglich eine jährliche Subvention von 1,2 Millionen Euro zugesichert worden, um das nächstjährige Programm verwirklichen zu können, brauche er ein Gesamtbudget von 2,5 bis 2,7 Millionen Euro. Eine Million könne durch den Kartenverkauf lukriert werden, der Rest sei derzeit noch nicht gesichert.

Kulturreferent Landeshauptmann Jörg Haider sagte unterdessen am Rande eines Pressegesprächs, die Seebühne werde für 2005 vom Land 1,2 bis 1,3 Millionen Euro erhalten, dazu erwarte er sich 300.000 bis 500.000 Euro an Zuschuss von der Stadt Klagenfurt. Dazu kündigte Haider an, eine neue Betreibergesellschaft solle gegründet und deren Geschäftsführer ausgeschrieben werden. Zanella zeigte sich über diese Ankündigung erfreut, offiziell sei ihm aber davon noch nichts bekannt.

SPÖ fordert Rechnungslegung und Strategie

Die Kärntner SPÖ hat indessen eine umfassende Rechnungslegung für das abgelaufene Jahr und die Erstellung eines "strategischen Spielplans" gefordert. Die SPÖ werde sonst keine Zustimmung zum Nachtragsbudget für 2004 geben. Die SPÖ-Abgeordnete Melitta Trunk richtete weiters eine Parlamentarische Anfrage an Finanzminister Karl-Heinz Grasser, in der sie Aufklärung über die Verwendung der vom Bund gezahlten 1,6 Mio. Euro Subvention verlangt.

Der Kärntner SPÖ-Parteichef Peter Ambrozy forderte in einer Aussendung neben der finanziellen Offenlegung auch, dass bei grundsätzlichen personellen und wirtschaftlichen Entscheidungen die Gremien befasst werden müssten. Entschieden wandte er sich gegen Pläne, Stadttheater und Wörthersee-Bühne in einer Kulturholding zusammenzufassen: "Wir brauchen keine Kulturholding, sondern endlich Aufrichtigkeit in der Frage, was wir aufwenden müssen, um die Bühne ordentlich zu bespielen." Er bezeichnete die Seebühne als Sanierungsfall, auf dessen Reparatur man sich konzentrieren sollte.

Trunk wiederum will von Grasser wissen, ob ihm das "herrschende Chaos" rund um die Seebühne und "das heurige Millionendesaster" bekannt sei. Zudem begehrt sie Aufklärung darüber, was mit der Einmal-Subvention des Bundes von 1,6 Mio. Euro tatsächlich geschehen sei und ob die ordnungsgemäße Verwendung überprüft worden sei.

"Ich darf gar nichts unterschreiben."

Zanella betonte, diese Subvention des Bundes sei dezidiert für den Aufbau der notwendigen Strukturen gedacht gewesen. "Als ich nach Klagenfurt gekommen bin, hat es überhaupt keine Struktur gegeben." Diese hätte man nun geschaffen, das Geld sei entsprechend investiert worden. Er selbst habe kürzlich ein Gespräch mit Kunststaatssekretär Franz Morak (V) geführt. Zanella: "Morak steht hinter den Wörthersee-Festspielen und hinter Zanella als Intendant." Wie vereinbart, werde es allerdings in den kommenden zwei Jahren kein Geld vom Bund geben.

Kaufmännische Rechenschaft über die Saison könne er jedoch nicht ablegen, sagte Zanella. Dafür sei der Geschäftsführer zuständig, der auch sämtliche Verträge zu unterzeichnen habe. "Ich darf gar nichts unterschreiben." Soweit ihm bekannt sei, liege die Bilanz der Sommersaison 2004 derzeit bei einem Wirtschaftsprüfer und werde vermutlich in zwei Wochen der Öffentlichkeit präsentiert. (APA)