Wien - Bis zur Aufsichtsratssitzung am 1. Dezember soll klar sein, wie viele Banken sich künftig die Kontrollmehrheit an der börsenotierten Spezialbank Investkredit teilen. Am Dienstag verdichtete sich in informierten Kreisen die Nachricht, dass die Investkredit bald von einem Zweier-Konsortium von Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) und Raiffeisen Zentralbank (RZB) kontrolliert werden wird. Den mit Abstand größten Part wird die BA-CA stellen.

Spekulation über Pflichtoffert

Weil der Bank Austria Ambitionen auf die Mehrheit an der Investkredit zugeschrieben werden, kam die Spekulation um ein bevor stehendes Pflichtoffert an die anderen - auch den Streubesitz - auf. "Das wäre eine Konsequenz nach entsprechenden Entscheidungen, mit der sich einige der Beteiligten offenbar schon beschäftigen", sagte ein Marktteilnehmer am Dienstag der APA. Der Kurs der Aktie jagt seit Tagen von Rekord zu Rekord.

Da es sich bei den bestehenden großen Aktionärsbanken - BA-CA, BAWAG P.S.K., Erste Bank, RZB, ÖVAG - um ein Syndikat handelt, wird zwar damit gerechnet, dass nicht die sonst üblichen Schwellen (30 Prozent) ein verpflichtendes Übernahmeangebot auslösen. Die Transaktionen könnten aber dennoch einen "Automatismus" auslösen. Syndikatsverträge gelten als Übernahmehindernis, doch nur bei unfreundlichen Attacken. Ob der künftig dezimierte Kreis an Investkredit-Aktionären weiter als das alte "Syndikat" gilt, ist ebenfalls noch nicht beantwortet und auch nicht, wem (Konsortium oder Einzel-Aktionär) es obliegen würde, in der Folge ein Abfindungsangebot an Streubesitzaktionäre zu legen.

Der Kurs der Investkredit-Aktie, der in den letzten Tagen von Rekord zu Rekord jagte, schoss am Dienstag im bisherigen Handelsverlauf um 13,5 Prozent auf 96 Euro hoch.

RZB strebt Sperrminorität an

Die BA-CA ist schon mit gut 28 Prozent größte Aktionärin der Investkredit. Die RZB hält zurzeit rund 16 Prozent. Beide wollen zukaufen, wenn andere aussteigen. Die RZB will, wie berichtet, jedenfalls in etwa auf eine Sperrminorität von 25 Prozent und einer Aktie kommen. Damit könnte sie nämlich die Beteiligung an der Spezialbank at-equity konsolidieren. Der BA-CA werden vitale Gelüste auf mehr als 50 Prozent an der Investkredit nachgesagt, um sie dann voll zu konsolidieren.

In der BA-CA heißt es heute offiziell nur: "Wir prüfen die Angebote." Die Erste Bank (knapp 12 Prozent), die - ebenso wie die BAWAG P.S.K (mehr als 22 Prozent) - aus der Investkredit aussteigen will, präferiert nach eigenen Angaben weiter einen Exit über die Börse. Sie hat ihre Aktien aber den übrigen im Syndikat anzubieten. Nach APA-Informationen haben BAWAG P.S.K. und Erste Bank dieses Verkaufsangebot auch letzte Woche definitiv unterbreitet.

"Heiße Phase ist da"

Im Markt heißt es, dass auch ÖVAG (rund 3,5 Prozent, Syndikatsmitglied) und Wiener Städtische (knapp 7 Prozent) an einen Ausstieg denken. "Wir haben dazu noch nicht entschieden", heißt es heute aus der ÖVAG. "Wir beobachten die Entwicklung", verlautet von einer Sprecherin der Städtischen.

Mit dem Veränderungswunsch der Großaktionäre "ist jetzt ein verbindlicher Prozess eingeleitet", die "heiße Phase" ist da, hieß es heute aus Finanzkreisen zur APA. "Für den Deal muss jetzt jedenfalls ordentlich Geld in die Hand genommen werden." Genau das, so heißt es in den Finanzkreisen weiter, könnte aber noch der große Unsicherheitsfaktor sein. Denn die Marktbewertung sei seit geraumer Zeit großteils spekulativ begründet. Das sei auch in den Preisverhandlungen das Thema. (APA)