Das "Haus der Barmherzigkeit", ist eine gemeinnützige Stiftung der Erzdiözese Wien, hat große Ausbaupläne. Heute, Mittwoch, erfolgt die Grundsteinlegung für ein neues Pflegekrankenhaus in der Donaustädter Tokiostraße (Kosten 46,2 Millionen Euro). Dort werden 250 Menschen ab 2006 Pflege und Betreuung erhalten.

Ein zweites Haus in der Ottakringer Seeböckstraße wird 2005 fertig (Kosten 54,8 Mio. Euro). 300 Pflegeplätze gibt es dann in dem Heim.

Was mit dem Stammhaus in der Währinger Vinzenzgasse passiert, ist nach Angaben des ärztlichen Direktors Christoph Gisinger noch unklar. Auch hier wird ein Neubau überlegt, schon allein um das erstklassig gelegene Grundstück zu nutzen, sagt Gisinger, allerdings kann das Vorhaben nur Zug-um-Zug mit dem Bau in der Tokiostraße abgewickelt werden. Und: Noch fehlt das Geld dafür.

Errichtungskosten nicht das größte Problem

Dabei sind die Errichtungskosten für - letztlich - drei Neubauten nicht das größte Problem, meint Christoph Gisinger. Denn rechnet man die Abschreibung der Investitionskosten, blieben quasi netto 15 Prozent der Investitionssumme, die man aufzubringen hätte. Die Anschubfinanzierung gelingt über ein zinsenloses Darlehen der Stadt Wien, welches für die Häuser Seeböckgasse und Tokiostraße 46 Millionen Euro ausmacht. Gisinger betont, dass für die Rückzahlung der Darlehen nicht Spenden herangezogen werden, sondern dass dies über die Tagsätze, die zur Betreuung der Patienten verrechnet werden, geleistet werden kann.

Der ärztliche Direktor meint, dass es der Vorteil einer gemeinnützigen Einrichtung sei, dass sie wirtschaftlicher arbeite als etwa städtische - "und dass wir eine besonders schlanke Führung haben". Das heißt für den Pflegebereich, dass nach der Pflegedirektorin nur noch eine Stationsschwester über rund 300 Mitarbeiter, die Dienst am Patienten tun, wache.

Im Vergleich dazu ist während der Untersuchungskommission zum Lainzer "Pflegeskandal" deutlich geworden, dass dort viele Hierarchieebenen auf die Geschicke von Mitarbeitern blicken.

Geteilter Markt

Was künftige Anforderungen an die Pflege anlangt, glaubt Gisinger, dass "sich der Markt zweiteilen wird". Der Bedarf nach ambulanter und tageweiser Betreuung werde steigen. Dafür wird "betreutes Wohnen" nicht mehr so nachgefragt werden - hier bestünden in Wien aber "hohe Kapazitäten". Zunehmen würde auch der Bedarf nach Einrichtungen für Patienten, die schwer krank sind (z.B. Dialyse- und Alzheimerpatienten).

Private Konkurrenz im Pflegesektor fürchtet der Arzt und Manager nicht. Die hätte nur einen Kostenvorteil, wenn sie sich nicht an die gesetzlichen Auflagen (wie Verhältnis Patient zu Personal) halte. (Andrea Waldbrunner/DER STANDARD; Printausgabe, 17.11.2004)