Als einziges Bundesland betreibt Tirol seit 1949 eine Landesjagd. 22.800 Hektar, die bis in die Gipfelregionen jenseits von 3000 Metern reichen und seit 1999 den zentralen Bestandteil des "Naturparks Kaunergrat" darstellen, sind dafür angepachtet. Im Revier haben sechs Jäger einen Arbeitsplatz.

Wiederholt wurde die Lan-desjagd im Landtag hitzig debattiert. Als Hauptmotiv, mit Steuergeld eine Jagd zu pachten, nannten VP-Redner meist ein "übergeordnetes landeskulturelles Interesse". Ein weiteres Proargument war und ist ein erfolgreiches Wiederansiedlungsprojekt für den 200 Jahre zuvor ausgerotteten Steinbock.

"Ehrenabschüsse"

Umstritten hingegen sind die "Ehrenabschüsse", die das Land Tirol verdienten Mitbürgern oder ausländischen Gästen in seinem Revier zubilligt. Legendär ist ein Vergleich Eva Lichtenbergers (Grüne) im Landtag 1991, wonach es ja auch nicht üblich sei, einem Kind als Belohnung für ein gutes Zeugnis zu erlauben, die Katze des Nachbarn zu erschlagen. Die Mehrheit qualifizierte das als gänzlich unweidmännisch. Dies vor dem Hintergrund, dass Tirols Landeshauptleute traditionell auch dem Weidwerk nachgehen, wobei sich Herwig van Staa mitten im Landtagswahlkampf 2002 beeilte, die Jagdprüfung nachzuholen.

Unter den sechs aktuellen VP-Landesregierungsmitgliedern befinden sich drei Jäger - und mit Naturschutzlandesrätin Anna Hosp (Foto) eine Jägerin. In den vergangenen Jahren haben Ehrenabschüsse an Bedeutung verloren, dafür kann in besseren Hotels des Pitztals ein Abschuss gleich mitgebucht werden. Trotz daraus resultierender Einnahmen von 200.000 Euro jährlich ist die Landesjagd schwer defizitär. 2005 ist ein Zuschuss von 272.000 Euro budgetiert. (hs)