Wolfgang Niersbach entschuldigt sich schon jetzt: "Es wird vorne und hinten nicht reichen. Es ist die Quadratur des Kreises." Der Vizedirektor des Organisationskomitees zur Vorbereitung der Fußball-Weltmeisterschaft, die am 9. Juni 2006 in München eröffnet wird, spricht vor Korrespondenten in Berlin offen die "leidige Kartenfrage" an. 3,2 Millionen Tickets stehen insgesamt zur Verfügung. Zum Vergleich: Alleine der Deutsche Fußballbund hat 6,5 Millionen Mitglieder.

Ab 1. Februar 2005 wird mit dem Kartenverkauf via Internet begonnen. Die Uhrzeit des Verkaufsbeginns steht noch nicht fest, wohl aber die Preise: Karten kosten zwischen 35 und 600 Euro. Aber die Chance, Tickets für eines der 64 Spiele in den zwölf deutschen WM-Stadien - unter ihnen München, Nürnberg und Stuttgart - zu bekommen, sind statistisch gesehen gering. Denn große Kontingente sind bereits vergeben. Für die beteiligten Mannschaften sind pro Spiel jeweils acht Prozent der Karten reserviert. Auch die FIFA hat ein Zugriffsrecht auf einen Teil. Außerdem hat die EU, die die Quotierungen genehmigen muss, noch ein Wort mitzureden.

Es wird auch Zugriffsbeschränkungen geben. Eine Einzelperson soll höchstens vier Tickets erwerben dürfen. Schon beim Kauf wird aus Sicherheitsgründen der Name registriert. "Wenn irgendwo etwas passiert, dann wissen wir zumindest, wer die Karten gekauft hat", so Niersbach. Der Käufer übernimmt damit eine Art Haftung, wenn er die Karten weitergibt.

"Damit nicht die große Abzocke eintritt", hat das Organisationskomitee ein Kontingent von 35.000 Hotelbetten blockiert. Eine Million Besucher aus dem Ausland, insbesondere den Nachbarländern Deutschlands, werden erwartet. Schließlich findet die nächste Fußball-WM in Europa frühestens 2026 statt.

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Immerhin 1,5 Milliarden Euro werden investiert - Infrastrukturmaßnahmen nicht mitgerechnet. Es gibt auch bereits massive Kritik: Die Marketingrechte hat der US-Bierbrauer Anheuser-Bush gekauft, sodass keine deutsche Biermarke präsent ist. Immerhin wird deutscher Wein ausgeschenkt. "Wenn wir kein anderes Problem haben als die Biersache, geht es uns gut", meint Niersbach. (DER STANDARD, Printausgabe, Mittwoch, 17. November 2004)