Krieg ist immer grausam, und er scheint nur noch größer und unmittelbarer, seit die Nachrichtensender nonstop in jeden seiner Winkel hineinleuchten oder es zumindest vorgeben: Die (wahrscheinliche) Ermordung der Care-Mitarbeiterin Margaret Hassan und die Erschießung eines (offenbar) unbewaffneten verwundeten irakischen Aufständischen durch einen US-Soldaten haben diese Binsenweisheit vom Krieg im Medienzeitalter nur bestätigt und zugleich doch relativiert.

Denn wo stehen die Guten, wo die Bösen im Irakkrieg? Es ist der Widerspruch zwischen dem hohen moralischen Anspruch, mit dem der Krieg zur Beseitigung des Regimes von Saddam Hussein bis heute begründet wird, und den Exzessen der Gewalt im Irak, der eine Linie verwischt, die doch sonst völlig klar sein muss: Unbewaffnete Gefangene zu töten verbietet das Völkerrecht; Geiseln zu nehmen und anschließend zu ermorden ist - wie die Arabische Liga dankenswerterweise feststellte - ein terroristischer Akt.

Wie perfide aber die Realität des nun schon 20 Monate währenden Irakkriegs auf die beteiligten Parteien wirkt und benutzt wird, zeigt der Fall der Margaret Hassan. Es soll die Gruppe um den Terroristenführer Zarkawi gewesen sein, die sich von Hassans Geiselnahme distanzierte: "Im wahren Islam tötet man keine Frauen und kleine Kinder. Wir töten nur diejenigen, die gegen uns und unser Volk kämpfen", hieß eine Botschaft, die mit "Al-Kaida im Irak" unterzeichnet war.

Damit setzte die Zarkawi-Gruppe, auf deren Konto eine ganze Reihe von Enthauptungen geht, ihren eigenen - zweifelhaften - moralischen Standard. In einer ähnlichen Lage mochte sich der Marineinfanterist in Falluja befunden haben, dessen Schüsse auf einen Verwundeten nun untersucht werden: Soldaten wurden bereits durch Sprengfallen verletzt, als sie die Leichen von Aufständischen bergen wollten. (DER STANDARD, Printausgabe, 18.11.2004)