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Kein Bolide ohne Lauda(s): Niki und Filius Mathias neben dem Superfund-Renner vor dem Wiener Burgtheater.

Foto: APA/Techt

Wien - Vorm Burgtheater stand am Mittwoch ein Rennauto. So ein richtiges, also einsitziges, offenes, flaches mit breiten, profillosen Reifen, genannt Slicks, mit denen sie früher in der Formel 1 unterwegs waren und die den Grenzbereich schmal halten. Drinnen im Vestibül stellte die Investmentgruppe Quadriga/ Superfund, deren Pickerl beispielsweise auch das Sakko von Niki Lauda ziert, die Formula Superfund vor, also stellte auch Lauda vor.

Die technischen Daten der neuen Einheitsklasse, die jedem Motorsportler die beliebteste Ausrede raubt, nämlich jene, die vom Materialnachteil handelt: 4 Liter V10, 650 PS bei 11.000 Umdrehungen, damit wesentlich stärker als die Formel 3000 (ca. 450 PS), 576 Kilogramm, halbautomatisches Getriebe mit Schaltwippen, Karbonbremsen, Karbonfaser-Monocoque, das den FIA-Sicherheitsstandards für die Formel 1 2005 entspricht. Karl Wendlinger machte den Entwicklungspiloten. Und junge Österreicher wie Matthias Lauda, Norbert Siedler, Bernhard Auinger machen sich Hoffnung auf ein Cockpit. Denn keine Klasse, so Niki Lauda, ist der Formel 1 näher. "Und dort will ja jeder richtige Motorsportler hin."

Der Motor wurde von Judd in England gebaut, muss nur alle 5000 Rennkilometer generalüberholt werden. Das Chassis wurde bei Force 10 Technology vom Technischen Direktor John Travis (früher bei IndyCars, Champ Cars, Lola etc.) und im Windkanal der Uni Southampton entwickelt. Kühlsystem, Antriebswelle, Auspuffsystem werden von der österreichischen Firma Pankl Racing, seit Jahren in der Formel 1, geliefert. Die Reifen stammen von Avon.

Der Boost-Button

Elektronische Helferlein wie die Traktionskontrolle spielt es nicht, aber dafür gibt's den so genannten Boost-Button, einen Verstärkerknopf, wie ihn weiland in Laudas Ära die Turbos hatten, um den Ladedruck und damit die Leistung kurzfristig zu steigern. Der Knopf öffnet eine Luftklappe, der Motor kann zehn Sekunden lang mehr Gemisch schlucken, die Leistung schnellt um 50 PS hinauf. Jeder Fahrer darf pro Rennen fünfmal drücken, das heißt, er muss taktisch drücken.

Martin Schneider, Leiter der Superfund-Motorsportabteilung: "Wir wollten ein schnelles, sicheres Auto zu möglichst geringen Kosten und einen geringen Wartungsaufwand." Kommende Saison wird es zehn Rennen, teils auf Formel-1-Kursen, teils auf Stadtkursen, eines auf einem Ovalkurs (Lausitzring) in dieser internationalen österreichischen Klasse geben, es werden jeweils 100.000 US-Dollar Preisgeld ausgeschüttet.

Und was muss ich tun, damit ich mitfahren kann? Schneider: "800.000 Euro sollten Sie schon haben pro Auto, da sind dann Wartung und Versicherung schon dabei." 40 Teams, sagt er, hätten bereits prinzipielles Interesse gezeigt. Da die Serie in 15 europäischen Ländern im TV zu sehen sein wird, sei es das Bestreben, Piloten aus eben diesen 15 Ländern zu haben. Zwölf bis 15 Köpfe sollte ein konkurrenzfähigen Team haben, bei den obligatorischen Boxenstopps dürfen maximal sechs Hand anlegen. Am Einheitsauto dürfen nur periphere Dinge wie Flügel, Dämpfung, Sturz verstellt werden. (Benno Zelsacher - DER STANDARD PRINTAUSGABE 18.11. 2004)