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Weltmeister Schlager ist auf der Suche "nach einem Mittelweg". Erfolge bleiben das Ziel, den Raubbau am Körper will er stoppen.

Foto: APA/Schneider
Wels/Wien - Der Vegeta-Grand-Prix, das bestbesetzte Pro-Tour-Event des Jahres, findet nicht in Asien, nicht in Deutschland, nicht in Skandinavien statt. Der Vegeta-Grand-Prix heißt auch Austrian Open, das will etwas heißen. Werner Schlager, der Weltmeister, führt das hochkarätige Feld an. Europameister Samsonow kommt, Vizeweltmeister Hyuk kommt, die Legende Waldner kommt, das chinesische Nationalteam kommt, einzig Olympiasieger Ryu musste einer verletzten Schulter wegen absagen. Inklusive Qualifikation bestreiten 440 Teilnehmer aus 46 Nationen 780 Partien, 90.000 Dollar oder auch etwa 70.000 Euro steht auf dem Spiel.

Schlager verspricht "eine tolle Show mit schönen Spielen". Er selbst wird "alles probieren", kann aber "nichts versprechen". Seit Langem machen ihm körperliche Probleme zu schaffen, die rechte Zehe schmerzt, eine Erkältung hängt ihm nach. Der Niederösterreicher, der seit Jahren so gut wie alle Turniere der Pro-Tour und als einziger Spieler stets das Tourfinale bestritt, merkt nun, dass er seinen Körper "über Gebühr strapaziert" hat. "Leistungssport ist Raubbau am Körper. Ich betreibe seit zehn Jahren Leistungssport - und ich bin keine 18 mehr." Sondern 32.

Kürzer treten, so lautet nun Schlagers Devise, schließlich will er noch fünf, sechs Jahre lang Spitzensport betreiben. An Jan-Ove Waldner, dem 39-jährigen Schweden, könne er sich, also gut, "unter Anführungszeichen ein Vorbild nehmen". Wie Waldner spielt Schlager variantenreich, das sei von Vorteil, weil man weniger Beinarbeit benötige als Spieler, die sich auf ein System festgelegt haben.

Turnier-Chef Hans Friedinger erwartet acht- bis zehntausend Zuschauer, er hat ein Gesamtbudget von 320.000 Euro aufgestellt. Schlagers WM-Erfolg im Vorjahr und in Paris hat einiges ermöglicht, Tischtennis ist vom Rand etwas ins Zentrum gerückt, Medien und Sponsoren und Fans sind aufmerksam geworden. "Die Resonanz und die Akzeptanz sind gestiegen", umschreibt es Schlager. Er selbst will sich in Wels "nicht unter Druck setzen" und hofft, dass er "gut reinkommt" in das Turnier. "Locker spielen wäre nicht schlecht. Aber gerade zu Hause ist locker spielen manchmal nicht so einfach." (Fritz Neumann - DER STANDARD PRINTAUSGABE 18.11. 2004)