Passau - Der frühere US-Außenminister Henry Kissinger rechnet in den kommenden Jahren mit einer deutlichen Verbesserung der Beziehungen zwischen Europa und den USA. Unabhängig von der Ernennung der bisherigen Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice zur neuen Außenamtschefin werde sich US-Präsident George W. Bush selbst bemühen, die Spannungen zu den europäischen Staaten abzubauen, erklärte Kissinger am Mittwochabend in Passau.

"Bush wird sich sehr anstrengen, die transatlantischen Beziehungen wieder herzustellen", sagte der 81-jährige Politiker bei einer Veranstaltung der "Passauer Neuen Presse". Die erste Amtszeit des Präsidenten sei auf Grund der internationalen Lage durch ein Notfall-Management gekennzeichnet worden, in der zweiten Legislaturperiode werde es mehr um eine konstruktive Arbeit gehen.

Powells gute Beziehungen

Der Rücktritt des bisherigen US-Außenministers Colin Powell sei nicht überraschend gewesen, meinte Kissinger. Er habe jahrelang angekündigt, nur eine Legislaturperiode das Amt ausüben zu wollen. Trotz der Probleme der vergangenen Jahre habe Powell gute Beziehungen zu den europäischen Staaten gehabt.

Der ehemalige deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher sprach sich bei der Diskussionsveranstaltung für eine neue gemeinsame weltpolitische Strategie der USA und der europäischen Staaten aus. Seit den 60er Jahren sei solch eine gemeinsame Strategie verfolgt worden, um die damalige Teilung Deutschlands zu überwinden. Eine Neuauflage dieser Kooperation sei nötig, um auf die heutigen Probleme zu reagieren. "Die Frage des europäisch-amerikanischen Verhältnisses ist wichtig für die ganze Welt", meinte der FDP-Politiker. (APA/dpa)