Zakzouk: Vor der Besetzung des Irak hat es dort nie Konflikte zwischen Christen und Muslimen gegeben, sie haben immer gut zusammengelebt. Die Besetzung hat auch noch andere Probleme gebracht, zwischen Sunniten und Schiiten etwa. Und die normalen Iraker wollen das nicht, das sind Extremisten.
Standard: Werden im Nahen Osten die Probleme zwischen USA und arabischer Welt als Religionskonflikt, die Amerikaner als Christen gesehen?
Zakzouk: Ich glaube nicht, dass das irgendetwas mit einem religiösen Konflikt zu tun hat. Und die Menschen können das unterscheiden. Die Konflikte innerhalb von Kulturen haben in der Geschichte viel mehr Opfer gefordert als die Geschichte zwischen Kulturen. Die Toten in christlich-islamischen Auseinandersetzungen sind ein Tropfen in einem Meer.
Standard: Der Mord am Regisseur Theo van Gogh in den Niederlanden scheint eine Verhärtung zu beweisen.
Zakzouk: Durch Provokationen wie diese bekommen die Extremisten die Chance, aktiv zu werden. Ich bin gegen jede Art von Aggression. Aber man sollte auf objektive Weise kritisieren. Den Islam mit Terrorismus und Rückständigkeit gleichzusetzen ist ungerecht. In jeder Gesellschaft gibt es das, niemand sagt, das ist das Christentum. Nur den Islam behandelt man anders. Die Gesellschaft, aus der die Somalierin (Hirsi Ali schrieb das Drehbuch zu van Goghs Film) stammt, ist rückständig, aber man kann das nicht dem Islam zuschreiben, der der Frau Rechte gegeben hat, die sie vorher nicht hatte. Wie gesagt, ich habe nichts gegen Kritik, aber die Muslime sind empfindlich, wenn man den Koran beleidigt. Wir Muslime verteidigen Christus gegen jede Kritik und negative Darstellung.
Standard: Trägt nicht jede Religion mit Absolutsheitsanspruch den Keim der Gewalt in sich?