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Peking - Es gibt ein Örtchen, zu dem selbst der Kaiser zu Fuß gehen muss. Die einst so dezent umschriebene Toilette gelangt in China zu neuem Ansehen. Vor dem Osteingang des Pekinger Kaiserpalastes steht seit zwei Jahren ein in den kaiserlichen Farben rot und gelb getünchtes Gebäude mit geschwungenen Dachgiebeln und Marmorfliesen.

Auf Knopfdruck schließen sich automatisch die Türen hinter dem bedürftigen Besucher. Die Stadtregierung verlieh dem auffälligen Tempel "vier Sterne", eine der höchsten Auszeichnungen, die ein solches Haus unter anderem für seine Musikberieselung erhalten kann.

im Bild: Toilette in Peking

Foto: REUTERS/Claro Cortes

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Toiletten mit vier Sternen

Fünf Sterne gibt es nur, wenn auch noch Telefon, Fernsehen, Wickeltisch und Sonderservice für Behinderte und Blinde angeboten werden. In Peking sind 88 Toiletten bereits mit vier Sternen dekoriert und doppelt so viele mit drei Sternen.

im Bild: Toiletten in Peking in einem der Hotels des Welttoilettengipfels

Foto: AP/ NG HAN GUAN

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Debatten ums Klo

Damit hat sich die Hauptstadt als Austragungsort für den "Vierten Welttoilettengipfel" qualifiziert. Mehr als 400 Experten aus 19 Ländern debattieren seit Mittwoch, drei Tage lang Themen rund um das Klo.

im Bild: Toilette kombiniert mit Bidet

Foto: REUTERS/Yuriko Nakao

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Nichts bleibt mehr unter dem Deckel

Sie lauschen den Erfahrungen der Finnen mit der ökologischen Toilette, tauschen Erkenntnisse über die neueste Sanitärtechnik aus oder befassen sich mit neuen Designs für die Weltausstellung in Schanghai (Expo 2010). Nichts bleibt mehr unter dem Deckel.

Foto: APA/ Waltraud Grubitzsch

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Keinen Zugang zu Sanitäranlagen

Ernsthafter Hintergrund der grotesken Konferenz: Einer Schätzung der UNO zufolge haben 40 Prozent der Weltbevölkerung aus Armut noch keinen Zugang zu Sanitäranlagen. Mit ihrer Notdurft verseuchen sie das Grundwasser und verbreiten Krankheiten.

Foto: APA/ Sergei Ilnitsky

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7700 öffentlichen Austritte

Dafür hat es die Stadtverwaltung von Peking mit dem Fortschritt umso eiliger. Bis 2008 will sie die meisten ihrer 7700 öffentlichen Austritte zu Örtlichkeiten mit dem Gütesiegel "ein bis fünf Sterne" umwandeln.

im Bild: Toilette in einem öffentlichen Park in Peking

Foto: REUTERS/Claro Cortes

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Eiliger Fortschritt

Chinas Tourismusdirektor Yu Changjiang beklagte die bisherige Tabuisierung des Themas und bezeichnete Toiletten als Gradmesser für den zivilisatorischen Stand einer Gesellschaft. Er erwähnte nicht, dass Chinas Einwohner 5000 Jahre brauchten, um vom Plumpsklo auf den Toilettensitz zu kommen.

im Bild: Öffentliche Toilette in Peking

Foto: AP/ GREG BAKER

Höchsten acht Minuten zum nächsten Klo

Planziel für die Olympischen Sommerspiele: Niemand soll länger als acht Minuten Fußweg brauchen, um den Ort der Erleichterung zu finden.

im Bild Öffentliche Toiletten auf den Philippinen

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Toilettenrevolution

China hat sich offiziell zur "Cesuo Geming", der Toilettenrevolution, bekannt. Miefige Reportagen sind ihr ebenso gewidmet wie das moderne Bühnenstück "Die Toiletten". Das Drama beginnt mit der Zeit der Kulturrevolution und zeichnet den Wandel von 30 Jahren nach.

im Bild: Eine der höchstgelegensten Toiletten der Welt auf 3167m auf dem Mont Blanc.

Foto: APA/ Fayolle

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Welttoilettentag" am 19. November

Sechs Pekinger hocken auf der Bühne am Anfang in einer öffentlichen Latrine noch ohne Trennwände nebeneinander. Die Toiletten ändern sich so wie die Biografien der Benutzer. Am Ende sitzen sie in getrennten Kabinen einer sternengekrönten Luxustoilette.

Zum "Welttoilettentag" am 19. November wird das Stück in Peking noch einmal aufgeführt. (Johnny Erling aus Peking, DER STANDARD Printausgabe 18.11.2004)

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Link: World Toilet Expo

(im Bild: Toilette in Sydney)

Foto: APA/ William West