Bild nicht mehr verfügbar.

Der stärkste Wind, der je im November in Wien geweht hat, verletzte drei Menschen und verursachte hohe Sachschäden. In den nächsten Tagen stürmt es weiter.

Foto: Reuters/Prammer
Wien - Orkan wehte mit 119 km/h über Wien Der stärkste Wind, der je im November in Wien geweht hat, verletzte drei Menschen und verursachte hohe Sachschäden. In den nächsten Tagen stürmt es weiter.
***

Wien - Leichtgewichte hatten es am Donnerstag in Wien besonders schwer. Denn sie mussten erhebliche Muskelkraft aufwenden, um auf der Straße nicht vom Wind einfach ein paar Meter versetzt zu werden. Mit bis zu 119 Stundenkilometer Geschwindigkeit fegte der Orkan seit der Nacht über die Bundeshauptstadt, die Folge waren mindestens drei Verletzte und erheblicher Sachschaden. Auch in den nächsten Tagen wütet der Wind weiter, warnen die Meteorologen.

Höchster Novemberwert

Begonnen hatte das Naturereignis in der Nacht. Donnerstagfrüh wurde dann bei der Messstation auf der Hohen Warte eine Böe mit 118,8 km/h gemessen, was der internationalen Beaufort-Skala zufolge bereits einem Orkan entspricht. Dies war laut einem Klimaexperten der höchste je in der Bundeshauptstadt registrierte Novemberwert. Bisheriger "Rekordhalter" für den Nebelmonat war ein Sturm mit 114,84 km/h am 7. November 1952. Der absolut schwerste Sturm über Wien wurde am 18. Februar 1946 mit 139 km/h verzeichnet. Von den anschließend neun registrierten Orkanen war jener vom Donnerstag übrigens der "schwächste".

Feuerwehr rückte über 300 Mal aus

Ein schwacher Trost für die Feuerwehr: Sie musste bis Donnerstagnachmittag über 300-mal ausrücken, um Gerüste und Rauchfänge zu sichern, lose Dachziegel und Bauteile zu entfernen oder abgerissene Äste zu beseitigen. Auch am Christkindelmarkt vor dem Rathaus gab es Arbeit: Der Eingangsbogen wurde ebenso umgeweht wie mehrere Plakatwände.

Drei Verletzte

Zwei Feuerwehrmänner wurden bei diesen Einsätzen leicht verletzt, tragischer endete der Unfall eines Bauarbeiters am Morgen. Der Mann war gerade mit Fixierungsarbeiten am Flachdach des Kaufhauses Gerngross in Wien-Neubau beschäftigt, als er plötzlich von einem herumwirbelnden Blechteil frontal getroffen wurde. Der Schwerverletzte konnte nicht mehr selbst absteigen und musste von der Feuerwehr vom Dach geborgen werden. Glimpflicher gingen glücklicherweise Zwischenfälle mit umstürzenden Gerüsten und Mauern aus. In der Koppstraße in Wien-Ottakring hielt ein mehrstöckiges Gerüst dem Wind nicht stand, die umherfliegenden Teile demolierten die Straßenbeleuchtung und beschädigten drei parkende Autos.

Häufiges Sirengeheule

Für Aufsehen sorgte in einigen Wiener Stadtteilen auch Sirenengeheul. Nachfragen ergaben allerdings, dass weder die Landeswarnzentrale noch die Feuerwehr allgemeinen Alarm gegeben hatte. Den Experten zufolge dürften die Böen Diebstahlsicherungen von Autos - und im Anschluss Bewohner der umliegenden Häuser - "wachgerüttelt" haben.

Es stürmt weiter

Auch in den kommenden Tagen sollte man besser nicht auf die Straße gehen. Denn ein Sturmtief über den Britischen Inseln kommt, lässt die Temperaturen in Ostösterreich auf die Nullgradmarke fallen und sorgt für noch mehr Wind, prophezeien die Meteorologen.

Am Freitag sei in der Bundeshauptstadt vorerst noch mit etwa acht Grad zu rechnen, bis zum Abend falle das Thermometer dann auf ein Grad, sagen die Wetterexperten voraus. Verschärft wird die Situation durch Stürme, die sogar noch heftiger als am Donnerstag wehen könnten. Dazu drohen, je nach Lage, Regen-, Graupel- und Schneeschauer. (APA, moe, DER STANDARD Printausgabe 19.11.2004)