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Foto: REUTERS/Ronen Zvulun
Jerusalem - Die israelische Armee hat am Donnerstag eine Panzergranate auf eine ägyptische Grenzpatrouille abgefeuert und drei Polizisten getötet. Der israelische Ministerpräsident Ariel Sharon entschuldigte sich dafür beim ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak und sagte, die Armee habe das Feuer irrtümlich eröffnet, wie die ägyptische Nachrichtenagentur MENA berichtete. Ägypten bestätigte den Vorfall und verurteilte das "unverantwortliche" Verhalten Israels an der Grenze. In Regierungskreisen in Kairo hieß es, es sei noch unklar, ob der Zwischenfall Einfluss auf den geplanten Besuch von Außenminister Ahmed Abul Ghait in Israel am kommenden Mittwoch haben werde.

Ägypten erwartet Erklärung

"Ägypten protestiert und verurteilt den Beschuss scharf", hieß es in einer Erklärung des Außenministeriums in Kairo. Die Regierung fordere eine unverzügliche und umfassende Untersuchung und erwarte eine Erklärung. "Solche Vorkommnisse sind äußerst gefährlich und erfordern, dass die israelische Regierung mit großer Verantwortung handelt, um eine Wiederholung zu vermeiden", erklärte Außenminister Ghait.

Laut ägyptischen Ärzten handelte es sich bei den Getöteten um drei Wehrpflichtige im Alter von 21 und 22 Jahren. Zwei von ihnen seien auf der Stelle tot gewesen, der Dritte starb demnach auf dem Weg ins Krankenhaus. Die Armee habe auf höchster Ebene eine Untersuchung eingeleitet und Ägypten ihr Bedauern ausgedrückt, hieß es in einer Erklärung des Militärs. Generalstabschef Moshe Yaalon sei selbst eingeschaltet.

Vorfall im Morgengrauen

Der Vorfall ereignete sich im Morgengrauen an einem schmalen, von Israel "Philadelphi" genannten Grenzstreifen zwischen der palästinensischen Stadt Rafah und dem ägyptischen Sinai. Die Soldaten hätten eine "Gruppe von Terroristen" ins Visier genommen, die in den Streifen eingedrungen sei und dort eine Landmine gegen die israelische Armee gelegt habe, sagte der israelische Oberst David Menachem, der die Truppen im Gaza-Streifen derzeit kommandiert. Die Panzergranate habe dann aber fälschlicherweise die ägyptische Patrouille auf deren Seite der Grenze, rund 200 Meter von den Palästinensern entfernt, getroffen. "Es tut uns wirklich und aufrichtig leid, und wir haben den Ägyptern unsere Hilfe angeboten."

Israelische Sicherheitskreise hatten zunächst von drei ägyptischen Soldaten gesprochen, die irrtümlich für Waffenschmuggler gehalten worden seien. Israelischen Angaben zufolge haben radikale Palästinenser-Gruppen unter der Grenze ein Tunnelsystem angelegt, das sie für ihren Schmuggel benutzen. Seit dem 1979 zwischen Israel und Ägypten geschlossenen Friedensvertrag darf Ägypten nur leicht bewaffnete Polizei im Grenzgebiet einsetzen.

Neben Ägypten hat nur Jordanien Frieden mit Israel geschlossen

Außer Ägypten hat von den arabischen Nachbarstaaten nur noch Jordanien Frieden mit Israel geschlossen. Aus Protest gegen die harte Reaktion Israels auf den jüngsten Palästinenser-Aufstand hat Ägypten kurz nach Beginn der im September 2000 begonnenen Gewalt seinen Botschafter aus Israel abgezogen und seither nicht mehr zurückgesandt. Israel bemüht sich derzeit um die Unterstützung Ägyptens bei der Vorbereitung seines geplanten Rückzugs aus dem Gaza-Streifen, der im Süden an das Nachbarland grenzt. Ägypten soll in Zukunft Waffenschmuggel in das Palästinenser-Gebiet verhindern, das eine Hochburg Israel-feindlicher Gruppen ist.

Israel ließ führenden Hamas-Funktionär aus dem Gefängnis frei

Unterdessen ließ Israel einen führenden Hamas-Funktionär aus dem Gefängnis frei. Scheik Hassan Youssef, der aus dem Westjordanland stammt, hatte eine 28-monatige Haftstrafe verbüßt. Er fuhr am Donnerstag sofort nach Ramallah, um am Grab des palästinensischen Präsidenten Yasser Arafat einen Kranz niederzulegen. Youssef appellierte an die palästinensische Führung, die Freilassung von Häftlingen zu einer Priorität in Verhandlungen mit Israel zu machen. Ohne eine Lösung dieses Problems könne es keine Waffenruhe geben. (APA/Reuters/AP/dpa)