Wien/Karlsruhe - Für 144 Euro je Aktie haben die insgesamt 1,95 Millionen Verbund-Aktien der Energie Baden-Württemberg (EnBW) vorgestern, Dienstag, ihren Besitzer gewechselt. Dem deutschen Energieriesen, der in einer "Blitzauktion" (beschleunigtes Bookbuilding-Verfahren) sein 6,33-prozentiges Aktienpaket am börsenotierten österreichischen Stromkonzern abstieß, flossen damit gut 280 Mio. Euro zu. Gekauft haben nach EnBW-Angaben rund 100 internationale institutionelle Investoren, vorwiegend aus Großbritannien, der Schweiz, Deutschland, Holland und Frankreich.

"Erfolgreichste Transaktion im Ausland"

EnBW hat am Donnerstagfrüh die Transaktion und die Bedingungen des Deals bestätigt und die Abwicklung gelobt: "In der jüngsten Geschichte der EnBW stellt diese finanztechnisch komplexe und anspruchsvolle Platzierung die erfolgreichste Transaktion im Ausland dar", wie es in einer Presseinformation des deutschen Versorgers heißt.

EnBW spricht von einem sehr attraktiven Veräußerungserlös - ohne allerdings Angaben zum Buchgewinn zu machen. Zum Vergleich: Als EnBW die meldepflichtige 5 Prozent-Schwelle beim Verbund Mitte September 2001 überschritten hatte, lag der Verbund-Kurs knapp über 90 Euro.

Die am Dienstag zum Verkauf gelangten Aktien waren binnen weniger Stunden um das Doppelte überzeichnet - die Bücher wurden wie berichtet vorzeitig geschlossen.

Kein Rückzug aus Österreich

EnBW betonte weiter, dass der Ausstieg aus dem Verbund keineswegs einen Rückzug aus Österreich bedeute. EnBW will sich demnach auf ihre EVN-Beteiligung, nach offiziellen Angaben über 10 Prozent, konzentrieren.

"Besonders erfreulich ist, dass sich der Streubesitz an unserem Unternehmen wieder deutlich erhöht hat", so Verbund-Finanzvorstand Michael Pistauer am Donnerstag in einer Pressemitteilung. "Davon erwarten wir uns eine deutliche weitere Erhöhung der Attraktivität des Unternehmens am Kapitalmarkt."

22 Prozent Streubesitz

Der Anteil der frei Handelbaren Aktien (Freefloat) stieg durch die Transaktion um gut 40 Prozent von 15,7 auf knapp über 22 Prozent. Das dürfte sich das in einer höheren Gewichtung bei der unter Institutionellen bedeutenden MSCI-Indexfamilie niederschlagen, heißt es unter Aktienhändlern.

Für eine höhere Gewichtung im ATX müsste der Streubesitz über 25 Prozent ansteigen. Nach Angaben aus Finanzkreisen hat auch keiner der neuen institutionellen Investoren eine meldepflichtige Grenze überschritten. (APA)