Frankfurt - Der Euro hat vor dem mit Spannung erwarteten Treffen der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) am Wochenende in Berlin seinen Höhenflug fortgesetzt.

Die Gemeinschaftswährung stieg am Donnerstag vormittag bis auf 1,3075 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit seiner Einführung am 1. Jänner 1999. Damit wurde der erst am Mittwoch aufgestellte Rekord von 1,3046 Dollar deutlich übertroffen.

Auslöser für den erneuten Anstieg sei die Nachricht gewesen, Russland wolle im kommenden Jahr die Dollar-Anbindung des Rubel aufgeben, sagte Devisenanalyst Carsten Fritsch von der Commerzbank. Russland wolle zu einem Währungskorb übergehen, in welchem der Euro bis zu 70 Prozent Gewicht haben soll.

Dollar Abwertung in Asien

Als weiteren Grund für den teuren Euro nannten Händler die Dollar-Abwertung in Asien. Dort rutschte der Dollar zum Yen auf ein Sieben-Monats-Tief. Dadurch sei der Dollar auch gegenüber dem Euro abgewertet worden.

Ohne Wirkung blieben Äußerungen von Deutschlands Finanzminister Hans Eichel, der den Höhenflug des Euro als "brutale Entwicklung" bezeichnete, über die zu reden sein werde. "Aber, wie sich das bei Währungsfragen gehört, hinter verschlossenen Türen, und dann hoffentlich mit einer gemeinsamen Position von Japan, USA und Europa", sagte Eichel.

Experten zweifeln allerdings daran, dass die Teilnehmer des G-20-Treffens auf einen gemeinsamen Nenner kommen. "Zu unterschiedlich sind die jeweiligen Interessenlagen", sagte Commerzbank-Experte Fritsch.

USA kommt schwacher Dollar gelegen

Den USA kommt der schwache Dollar gelegen, um die riesige Lücke in der Leistungsbilanz zu verkleinern. Dagegen fürchten die Euroländer eine abflauende Konjunktur, da ein hoher Eurokurs die Exporte verteuert. Vor allem in Deutschland - der größten Volkswirtschaft der Eurozone - hängt die Konjunkturerholung stark vom Export ab.

Zuletzt dämpfte EZB-Ratsmitglied Nicholas Garganas Erwartungen, die Europäische Zentralbank (EZB) werde schon bald mit konkreten Schritten gegen den Anstieg der Einheitswährung vorgehen. "Die Wechselkursentwicklung überlässt man am besten den Märkten", sagte der Notenbanker. (APA)