Rom - Gianfranco Fini ist der treueste Verbündete des italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi, der ihm am Donnerstag den wichtigen Posten des Außenministers anvertraut hat. Der 52-Jährige, seit Berlusconis Amtsantritt 2001 Vizepremier im Mitte-Rechts-Kabinett, zählt zu den Spitzenpolitikern Italiens. Als Chef der nach wie vor nicht unumstrittenen rechten Alleanza Nazionale (AN, zweitstärkste Regierungspartei) spielt er eine entscheidende Rolle für die Stabilität der Regierung Berlusconi.

Neupositionierung in Parteienlandschaft

In wenigen Jahren gelang es ihm, die neofaschistische Sozialbewegung (Movimento Sociale Italiano, MSI), die Jahrzehnte lang am äußersten rechten Rand der italienischen Parteienlandschaft positioniert und international entsprechend isoliert war, in die moderate Rechtsbewegung Alleanza Nazionale (AN) umzuwandeln, die sich eigenen Angaben zufolge nun an den französischen Gaullisten orientiert.

Medienpersönlichkeit

In Talkshows und Interviews macht Fini gute Figur: Er ist selbstsicher, redegewandt, ironisch, schlagfertig und ist daher ein idealer Partner für den TV-König Berlusconi. Der aus Bologna stammende Doktor der Pädagogik hatte sich als Student der neofaschistischen MSI angeschlossen. Fünf Jahre lang leitete er die Jugendorganisation der MSI und schrieb gleichzeitig für das Parteiblatt "Il Secolo d'Italia". Er wurde zum Kronprinzen des Neofaschistenführers Giorgio Almirante, eines ehemaligen Mitstreiters von Benito Mussolini. 1987 trat Fini als Nachfolger Almirantes an die Spitze der Partei.

Fortan bemühte er sich, das Image der MSI zu verbessern, um sie zu einer modernen Partei zu machen, die vor allem Jugendliche anlockt. Die Wende wurde im Jahr 1994 vollzogen. Fini wandelte die MSI in die AN um und suchte den Dialog mit anderen politischen Gruppen. Fini ging zur faschistischen Vergangenheit der Partei auf Distanz, besuchte das KZ in Auschwitz und fand wachsenden Zuspruch beim Bürgertum. Danach ging er eine Wahlallianz mit Berlusconis Partei Forza Italia ein, die sich als ein solides Bündnis erwies.

Drittstärkste Partei im Parlament

Bei den Parlamentswahlen 1994 erhielt Finis Gruppierung 13,5 Prozent der Stimmen und wuchs somit zur drittstärksten Partei in Italiens Parlament an. Trotz internationaler Proteste durfte die AN den Vizepremier stellen und besetzte fünf Ministerposten. Das EU-Parlament erhob Vorbehalte gegen römische Kabinettsmitglieder aus den Reihen der Postfaschisten. Fini verteidigte sich eloquent gegenüber den internationalen Attacken. Nur eine Minderheit in der AN sei "neofaschistisch". Nach dem Sturz der Regierung Berlusconis im Dezember 1994 begann für die AN eine schwierige Zeit in der Opposition, während der sie jedoch stets Berlusconi treu blieb.

"Zentrumspartei mit dem Blick nach rechts"

Nach Berlusconis Wahlsieg 2001 übernahm Fini den Posten des Vizepremiers. In den letzten Jahren arbeitete Fini unermüdlich am Image der von ihm aufgebauten "neuen Rechten". Die AN, beteuert er, sei demokratisch, modern, gemäßigt. "Er versucht, eine Zentrumspartei aufzubauen, die nur noch gelegentlich nach rechts blickt", kritisierte die Mussolini-Enkelin Alessandra, mit der Fini im vergangenen Jahr in Konflikt geraten war. Manche überzeugt er damit keineswegs.

Fini war bereits im Jahr 2002 als Nachfolger des zurückgetretenen parteiunabhängigen Außenministers Renato Ruggiero im Gespräch. Nach einer zehnmonatigen Interims-Phase, in der Berlusconi selbst das Außenressort geleitet hatte, war jedoch Berlusconis Parteifreund Franco Frattini zum Außenminister aufgerückt. Nun ist aber die Zeit für Fini gekommen, sich um Italiens Auslandsbeziehungen zu kümmern.

Symbolische Israelreise

Beobachtern zufolge hat Fini als Vizepremier bei heiklen außenpolitischen Fragen bereits Talent bewiesen. Im vergangenen Jahr unternahm er eine erfolgreiche Israel-Reise, um der internationalen Öffentlichkeit klar zu machen, dass seine Partei definitiv von ihrer neofaschistischen Vergangenheit Abstand genommen habe. Durch den Israel-Besuch, an dem er fast sechs Jahre lang gearbeitet hatte, konnte Fini stark an internationalem Image gewinnen. Dennoch wird er international stets genau beobachtet werden. (APA)