"Wir haben viel zu tun und packen es an", zeigte sich Barroso nach dem grünen Licht voller Tatendrang. Am Freitag muss noch der Ministerrat seine Zustimmung geben, am Montag tritt die neue Kommission an. Damit ist nach 22 Tagen das Provisorium der Ehrenrunde für die Prodi-Kommission beendet.
Das Europaparlament hatte diese Ehrenrunde erzwungen: Als sich Ende Oktober keine Mehrheit für sein Team abgezeichnet hatte, zog Barroso seine Kommission in letzter Minute zurück. Er ersetzte seither den umstrittenen Italiener Rocco Buttiglione durch Franco Frattini als Innenkommissar und nahm aus Lettland statt der euroskeptischen und in einen Parteispendenskandal verwickelten Ingrida Udre den neuen Energiekommissar Andris Piebalgs auf. Zudem erhielt der Ungar László Kovács ein neues Ressort – Steuern und Zölle.
"Was wir erlebt haben, ist ein Zeichen für den demokratischen Fortschritt in Europa", freute sich Martin Schulz, Fraktionschef der Sozialisten, über die vom Parlament erzwungenen Umbildungen.
Ermutigt von diesem Sieg, will das Europaparlament Barroso enger an die Leine nehmen: Die drei größten Fraktionen – Konservative, Sozialdemokraten und Liberale – forderten per gemeinsamen Antrag, dass Barroso künftig einzelne Kommissare abberuft, wenn das Parlament diesen das Misstrauen ausspricht. Diese Forderung des Parlaments geht sogar über die künftige EU-Verfassung hinaus – die noch lange nicht in Kraft ist. Daher sicherte Barroso nur zu, dass er nach einem Misstrauensantrag zumindest die Nichtauswechslung eines Kommissars vor dem Parlament begründen werde.