In Italien stehen mehrere "ranghohe Persönlichkeiten" - auch ein Politiker in Rom - sowie Mitarbeiter des Frachtunternehmens FedEx unter dem Verdacht, einem Ring illegaler Kunsthändler anzugehören.


Mailand - Die italienische Justiz ist einem illegalem Kunsthändlerring auf der Spur, in den auch "ranghohe Persönlichkeiten" verwickelt sein sollen. 18 Verdächtige seien bereits festgenommen und in ganz Italien mehr als 400 Durchsuchungen vorgenommen worden, teilte die Staatsanwaltschaft von Busta Arsizio in der Nähe von Mailand am Mittwochabend mit. Die Staatsanwaltschaft nannte keine Namen, der Fernsehsender Rai 3 sprach von einem "amtierenden Politiker in Rom", der an der Hehlerei von Kunstwerken beteiligt gewesen sein soll.

Erinnerungen an den vor zwei Jahren gefeuerten Kultur-Unterstaatssekretär Vittorio Sgarbi, der schon mit dubiosen Gutachten aufgefallen war, tauchten in Italien auf, es gab aber keinen Hinweis auf seine Beteiligung.

In einer der am Dienstag durchsuchten Wohnungen wurden laut Staatsanwaltschaft in einem versteckten Tresor ein Gemälde des italienischen Renaissancemalers Giorgione, zehn Objekte aus der Römerzeit, neun Bilder aus dem 17. Jahrhundert sowie zwei Skulpturen entdeckt.

In einem Garten in Rom sei eine Münzsammlung im Wert von etwa 200.000 Euro gefunden worden. Die Sammlung sei von der Schweiz aus für eine Ausstellung nach San Marino geschickt worden.

Lieferung vorgetäuscht

Die gestohlen Kunstgegenstände wurden mit dem Frachtunternehmen FedEx transportiert. Sie sollen im Lager des Unternehmens auf dem Flughafen Mailand Malpensa gestohlen worden sein.

Ersten Ermittlungen zufolge ordneten zwei leitende Angestellte von FedEx in Malpensa Mitarbeitern an, Pakete zu öffnen. Im Computer seien die geöffneten Sendungen dann als ausgeliefert ausgewiesen worden. Die Ermittlungen kamen auf Verlangen von FedEx im Herbst 2003 ins Rollen, nachdem sich Kunden wie die Juweliere Bulgari und Damiani beschwert hatten.

Auf Vermutungen, auch die im Vorjahr in Wien entwendete Saliera könnte mit diesem Fall zusammenhängen, gab es keine Hinweise. (AFP, kps / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.11.2004)