Sölden - Das Steuerseil hat sich mit der später abgestürzten Gondel verhakt. Dieser Auslöser für das Söldener Seilbahnunglück vom Sonntag steht nach Abschluss der Untersuchungen fest.
In einem von den Bergbahnen Sölden am Donnerstag vorgelegten Bericht ist von einer "Potenzierung von Schwingungen" die Rede. Das will heißen: Durch Stopps und Wind ist es zu ungewöhnlich starkem Schaukeln von Seilen und Gondeln gekommen. Dass sich das Datenkabel mit einer Gondel verhakte, hat niemand von den Betreibern bemerkt und auch nicht für möglich gehalten - "jenseits von eins zu einer Million" liege dafür die Wahrscheinlichkeit. Bei keiner der etwa 100 baugleichen Bahnen weltweit habe es einen solchen Unfall gegeben. Eine Seilüberwachungskontrolle habe nichts gezeigt.
Alle Funktionen überprüft
Nachdem die 2003 eröffnete Bahn auf die "Schwarze Schneid" um 13.33 Uhr zum Stillstand gekommen war, habe man 47 Minuten lang alle Funktionen überprüft, sogar mit dem Bahnhersteller Doppelmayr telefoniert, betonte am Donnerstag Hansjörg Posch, Bergbahnen-Prokurist.
Korrekter Neustart
Um 14.20 Uhr sei die Bahn ganz korrekt im Notbetrieb wieder angefahren worden - mit dem bekannten Ergebnis: Die leere Gondel stürzte ab, der letzte der 113 festsitzenden Touristen wurde erst um 21.05 Uhr von Bergrettern aus der Gondel abgeseilt. Fehler und unnötige Verzögerungen habe es keine gegeben, resümiert Posch. Dass viele Betroffene Durchsagen aus den auf den Stützen montierten Lautsprechern nicht hören konnten, sei dem starken Wind und den 700 Meter weit auseinander liegenden Stützen der modernen Bahn zuzuschreiben.
Die Anlage sei unbeschädigt, betont Posch und nachdem des Steuerseil provisorisch im Schnee vergraben ist, könnte die Bahn im Prinzip schon am Wochenende wieder fahren. Vorausgesetzt ein Techniker des Verkehrsministeriums hat noch am Freitag Zeit, nach Sölden zu kommen.
Schmerzensgeldforderungen
Die vom deutschen Anwalt Michael Witti erhobenen Schmerzensgeldforderungen für sieben Betroffene in fünfstelliger Eurohöhe wegen erlittener Todesangst weist Bergbahn-Geschäftsführer Jakob Falkner auch wegen des Vergleichs mit den Opfern von Kaprun als geschmacklos zurück. "Weil uns die Leute Leid getan haben", hätte man freiwillig alle 113 zu einem Skiwochenende nach Sölden eingeladen. Forderungen werde man sicher nicht außergerichtlich bereinigen, "das sollen dann die Gerichte entscheiden".