Handlungsbedarf für Sepp Blatter.

Die spanische Sportpresse reagierte erst am Freitag und verurteilte die Vorfälle. Die führende Sportzeitung "Marca" brachte eine Fotomontage, die den Kameruner Nationalspieler Samuel Eto'o vom FC Barcelona mit weißer und den Franzose Zinedine Zidane von Real Madrid mit schwarzer Hautfarbe darstellt: "Der Fußball darf keine einzige rassistische Geste zulassen".

Wien - Der Weltfußballverband FIFA kündigte am Donnerstag Untersuchungen zu den rassistischen Vorfällen beim Spiel zwischen Spanien und England an und forderte den spanischen Verband zu einer Stellungnahme auf. "Die FIFA ist besorgt über die jüngste Zunahme rassistischer Vorkommnisse im Fußball und verurteilt diese Auswüchse", hieß es in einer Erklärung. FIFA-Präsident Joseph Blatter betonte: "Rassismus und Diskriminierung haben in unserem Sport keinen Platz." Im Bernabeu-Stadion von Madrid waren die dunkelhäutigen englischen Spieler Jermaine Jenas, Ashley Cole und Shaun Wright-Phillips vom Publikum systematisch ausgebuht und mit Affengeschrei verhöhnt worden. "Das war das Schlimmste, das mir je widerfahren ist", war Jenas schockiert.

Spanische Regierung: "Nur eine Minderheit"

Auch die Verantwortlichen der Londoner Olympiabewerbung für 2012 forderten eine Verurteilung der Ereignisse durch ihre Konkurrenten aus Madrid. Die auch prompt kam: Der Präsident der Bewerbung der spanischen Hauptstadt, Feliciano Mayoral, wandte sich an die Öffentlichkeit: "Ich verurteile jegliche Art rassistischer Äußerungen in welchem Gesellschafts-Bereich auch immer." Die spanische Regierung verurteilte das rassistische Verhalten der Zuschauer "auf das Schärfste". "Rassistische Äußerungen sind nicht hinzunehmen, weder im Sport noch anderswo." Die Regierung wies aber zugleich darauf hin, dass die Schmährufe nur von einer "Minderheit" der Zuschauer ausgegangen seien.

Der Bürgermeister von Madrid, Alberto Ruiz Gallardon, meinte: "Menschen aus mehr als 180 verschiedenen Nationen leben in Madrid zusammen und alle spanischen Fußball- und anderen Sport-Vereine haben Spieler aus verschiedenen Ländern und ethnischen Gruppen", verlautbarte Gallardon und fügte hinzu: "Eine kleine Gruppe von Leuten kann nicht die madrilenische und spanische Gesellschaft repräsentieren."

Britische Presse erzürnt

Die britische Presse meinte übereinstimmend: "Es war eine Schande." Die "Daily Mail" sprach von einer "beschämenden Schlacht im Bernabeu-Stadion" und von "krankem rassistischem Spott". Nach Ansicht des "Daily Telegraph" hatten die Sprechchöre sogar Einfluss auf das Ergebnis:"Die Nacht der Schande betäubt England." Die spanische Presse brachte vor, die Engländer hätten eine überaus ruppige Gangart eingeschlagen. "Die Spanier spielten Fußball und die Engländer traten nur um sich", titelte das Sportblatt "As". (APA/dpa/Reuters)