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Ost-Timors Außenminister José Ramos-Horta tritt für einen Sitz für Indonesien im UN-Sicherheitsrat ein.

Foto: APA/EPA/Ahmad YUSNI
Wien/Berlin – Der Friedensnobelpreisträger von 1996 und Außenminister von Ost-Timor, José Ramos-Horta, fordert im Standard -Interview die Europäer zu mehr Engagement im Irak auf. "Es liegt aber zuerst an den Amerikanern, den Schritt vorwärts zu machen. Denn sie haben eine unilaterale Aktion durch den Einmarsch in ein Land gestartet und keinen Konsens mit dem UN-Sicherheitsrat gesucht. Die USA sollten auch Fehler zugeben, weil sie keine Massenvernichtungswaffen im Irak gefunden haben."

Die Europäer müssten dann aber auch vorwärts gehen. Es gebe keine Alternativen zur transatlantischen Zusammenarbeit. Die Beziehungen dürften nicht wegen persönlicher Animositäten aufs Spiel gesetzt werden.

"Offenere politische Debatte"

"Egal, ob nun die Invasion unilateral von den USA vorgenommen wurde: Das ist jetzt eine akademische Diskussion. Was zählt ist: Saddam Hussein ist aus dem Amt, es gibt eine Vielzahl von Medien, die es vorher nicht gegeben hat, und eine offenere politische Debatte", so Ramos-Horta.

Die USA sollten nun nicht alleine gelassen werden. "Es muss eine internationale Solidarität geben. Die Europäer sollen sich mehr engagieren, wenn nicht zum Wohle der Iraker, dann zur Sicherung der Ölreserven."

Hilfe muss nicht Truppen heißen

Die Hilfe müsse nicht ausschließlich über Truppenentsendungen erfolgen, so Ramos-Horta. Der 54-Jährige verwies auf Erfahrungen in Osttimor. Die Osttimoresen hatten mehrheitlich 1999 in einem von der UNO organisierten Referendum für die Unabhängigkeit des seit 1975 von Indonesien besetzten früheren portugiesischen Überseeterritoriums votiert. Das anschließende Morden der Besatzungsarmee und der von ihr gesteuerten Terrormilizen konnte erst eine multinationale Eingreiftruppe unter Führung Australiens beenden, das Land wurde im Mai 2002 unabhängig. "Viele Länder wollten keine Truppen schicken und haben dann auf andere Weise geholfen. Ohne die internationale Unterstützung hätten wir das nicht geschafft. So ist es auch in Afghanistan und so wird es auch im Irak sein." Bis Mai 2005 sind noch UN-Truppen in Osttimor stationiert.

Ramos-Horta, der 24 Jahre im Exil lebte und von dem vier Geschwister unter indonesischer Okkupation starben, spricht sich trotz seines Schicksals für einen Sitz Indonesiens im UN-Sicherheitsrat aus. "Indonesien ist das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung weltweit und eine funktionierende Demokratie. Man muss bei einer UN-Reform ein muslimisches Land berücksichtigen, sonst fehlt es an Legitimation im Sicherheitsrat."

Von der neuen EU-Kommissarin Benita Ferrero-Waldner erwartet sich Ramos-Horta, dass die EU mit ihr "Asien wieder mehr Priorität einräumt". Ärmere asiatische Länder seien auf die Hilfe der EU angewiesen. (DER STANDARD, Printausgabe 20./21.11.2004)