Vermutlich wird es der grenzgenial literaturvermessene Terminus "Austrokoffer" werden. Aber auch "Pensionsharmonisierung" wäre ein herrliches österreichisches "Unwort des Jahres 2004". Finden Sie nicht?

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Was für eine Tortur! Noch nie mussten wir so lange so viel an so wenig Pension zu einem so späten Zeitpunkt denken. Wenigstens bleibt, wenn es dann so weit ist, keine Zeit mehr für den Pensionsschock: Am Vorabend unseres 65. Geburtstages kommen wir ein letztes Mal von der Arbeit nach Hause, da wartet schon der "Kontaktbesuchsdienst der Stadt Wien" und drückt uns ein Anmeldeformular fürs Sozialschmankerl "Essen auf Rädern" in die Hand. (Diese freundlichen Herrschaften waren gerade bei Leserin L., 63, zu Besuch.)

Und jetzt ist sie also fertig harmonisiert, die Pensionsharmonisierung. Man hätte es wissen können: Wörter, die auf "ierung" enden, bedeuten nichts Gutes. Sie umfassen nur die Mühsal eines Prozesses, nicht aber einen möglichen Erfolg. Haben Sie schon einmal mehr als fünf Orchestermusikern beim gleichzeitigen Einstimmen ihrer Instrumente gelauscht? – Das ist Harmonisierung! (Das Gegenteil von Harmonie.) So klingt uns die Sache mit den Pensionen jetzt im Ohr. (DER STANDARD, Printausgabe, 20./21.11.2004)